GedichteGedichte

Gedichte über Jahreszeiten, Jahreswechsel, Feste im Jahreskreis, Monate, über Zeit und Zeitgeist

 

Jahreszeiten

Die Welt ist allezeit schön

Im Frühling prangt die schöne Welt
In einem fast Smaragdnen Schein.

Im Sommer glänzt das reife Feld,
Und scheint dem Golde gleich zu sein.

Im Herbste sieht man als Opalen
Der Bäume bunte Blätter strahlen.

Im Winter schmückt ein Schein, wie Diamant
Und reines Silber, Flut und Land.

Ja kurz, wenn wir die Welt aufmerksam sehn,
Ist sie zu allen Zeiten schön.

Barthold Hinrich Brockes, 1680-1747

Die vier Jahreszeiten - Giuseppe Arcimboldo
Das Lied vom Kirschbaum - Johann Peter Hebel

Die vier Brüder

Vier Brüder geh'n Jahr aus, Jahr ein
Im ganzen Jahr spazieren;
Doch Jeder kommt für sich allein,
uns Gaben zuzuführen.

Der erste kommt mit leichtem Sinn,
in reines Blau gehüllet,
streut Knospen, Blätter, Blüten hin,
Die er mit Düften füllet.

Der zweite tritt schon ernster auf
Mit Sonnenschein und Regen,
Streut Blumen aus in seinem Lauf,
Der Ernte reichen Segen.

Der Dritte naht mit Überfluss
Und füllet Küch' und Scheune,
Bringt uns zum süßesten Genuss
Viel Äpfel, Nüss und Weine.

Verdrießlich braust der Vierte her,
In Nacht und Graus gehüllet,
Zieht Feld und Wald und Wiesen leer,
die er mit Schnee erfüllet.

Wer sagt mir, wer die Brüder sind,
die so einander jagen?
Leicht rät sie wohl ein jedes Kind,
Drum brauch' ich's nicht zu sagen.

Friedrich von Schiller, 1759-1805

 

Monatsnamen - Christian Morgenstern
Kalender 1913 - Erich Mühsam

Wiederkehrende Festtage, Namenstage und Geburtstage

Geburtstag im Frühling - Friedrich Wilhelm Güll
Zum Namenstag meiner Enkelin - Theodor Fontane
Ich wünsche dir zur Kommunion - Ernst Moritz Arndt - Zur Kommunion
Mit Gott als Begleiter - Friedrich Morgenroth - Zur Konfirmation

 

Der Jahreslauf

Januar

Epiphaniasfest - Johann Wolfgang von Goethe
Die heil`gen Drei Könige... - Heinrich Heine
Und der Fluß erfriert in seinem Bette - Max Dauthendey

Februar

Februar - Cäsar Flaischlen
Februar - Theodor Storm
Mariä Lichtmess am 2. Februar - Annette von Droste-Hülshoff

Valentinstag

Valentinstag - Joachim Ringelnatz
J`ai peur d`un baiser - Paul Verlaine

März

März - Johann Wolfgang von Goethe
Märztag - Detlev von Liliencron

April

April! April!

Der weiß nicht, was er will.
Bald lacht der Himmel klar und rein,
Bald schaun die Wolken düster drein,
Bald Regen und bald Sonnenschein!

Was sind mir das für Sachen,
Mit Weinen und mit Lachen
Ein solch Gesaus zu machen!
April! April!

Der weiß nicht, was er will.
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!
Und schneit mir in den Blütenbaum,

In all den Frühlingswiegentraum!
Ganz greulich ist's, man glaubt es kaum
Heut Frost und gestern Hitze,
Heut Reif und morgen Blitze;
Das sind so seine Witze.

O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!

Hurra! Hurra!
Der Frühling ist doch da!
Und kriegt der raue Wintersmann
Auch seinen Freund, den Nordwind, an

Und wehrt er sich, so gut er kann,
Es soll ihm nicht gelingen;
Denn alle Knospen springen,
Und alle Vöglein singen.

Hurra! Hurra!

Heinrich Seidel, 1842-1906

Der April, der einst mensis novarum hieß, ist der wahre Monat des Humors. Regen und Sonnenschein, Lachen und Weinen trägt er in einem Sack; und Regenschauer und Sonnenblicke, Gelächter und Tränen brachte er auch diesmal mit, und manch einer bekam sein Teil davon. Ich liebe diesen janusköpfigen Monat, welcher mit dem einen Gesichte grau und mürrisch in den endenden Winter zurückschaut, mit dem andern jugendlich fröhlich dem nahen Frühling entgegenlächelt. Wie ein Gedicht Jean Pauls greift er hinein in seine Schätze und schlingt ineinander Reif und keimendes Grün, verirrte Schneeflocken und kleine Marienblümchen, Regentropfen und Veilchenknospen, flackerndes Ofenfeuer und Schneeglöckchen, Aschermittwochsklagen und Auferstehungsglocken. Ich liebe den April, den sie den Veränderlichen, den Unbeständigen nennen und den sie mit »Herrengunst und Frauenlieb« in einen so böswilligen Reim gebracht haben. –
Ich wurde diesen Morgen schon ziemlich früh durch das Geräusch des Regens, der an meine Fenster schlug, erweckt, blieb aber noch eine geraume Zeit liegen und träumte zwischen Schlaf und Wachen in diese monotone Musik hinein. Das benutzte ein schadenfroher Dämon des Trübsinns und des Ärgernisses, um mich in ein Netz trauriger, regenfarbiger Gedanken einzuspinnen, welches mir Welt und Leben in einem so jämmerlichen Lichte vorspiegelte und so drückend wurde, daß ich mich zuletzt nur durch einen herzhaften Sprung aus dem Bette daraus erretten konnte. – Aprilwetter! Die Hosen zog ich – wie weiland Freund Yorick – bereits wieder als ein Philosoph an, und der erste Sonnenblick, der pfeilschnell über die Fenster der gegenüberliegenden Häuser und die Nase des mir zuwinkenden Strobels glitt, vertrieb alle die Nebel, welche auf meiner Seele gelastet hatten. Frischen Mutes konnte ich mich wieder an meine Vanitas setzen, und als ich gar in einem der schweinsledernen, verstaubten Tröster, die ich gestern von der Königlichen Bibliothek mitgebracht hatte, eine alte vertrocknete Blume aus einem vergangenen Frühling fand, konnte ich schon wieder die seltsamsten Mutmaßungen über die Art und Weise, wie das tote Frühlingskind zwischen diese Blätter kam, anstellen. Hatte sie vielleicht an einem lang vergangenen Feiertage ein uralter, längst vermoderter Kollege mitgebracht von einem lustigen Feldwege, oder hatte sie vielleicht eins seiner Kinder spielend in dem Folianten des gelehrten Vaters gepreßt? Hatte sie etwa ein Student von der Geliebten erhalten und hier aufbewahrt und vergessen? Welche Vermutungen! Hübsch und anmutig, und um so hübscher und anmutiger, als sie nicht unwahrscheinlich sind.
O, versteht es nur, Blumen zwischen die öden Blätter des Lebens zu legen; fürchtet euch nicht, kindisch zu heißen bei zu klugen Köpfen; ihr werdet keine Reue empfinden, wenn ihr zurückblättert und auf die vergilbten Angedenken trefft!
Sei mir gegrüßt, wechselnder April, du verzogenes Kind der alten Mutter Zeit und – – ...

aus: Wilhelm Raabe: Wilhelm Raabe: Die Chronik der Sperlingsgasse - Kapitel 30

April spricht Geistersprache - Max Dauthendey
April - Detlev von Liliencron
April - Theodor Storm

30.April - Walpurgisnacht

Walpurgisnachtstraum - Johann Wolfgang von Goethe (Faust)
Walpurgisnacht - Hexeneinmaleins Johann Wolfgang von Goethe (Faust)

Mai

Erster Mai

Ja, das war ein erster Mai!
Dreckig waren alle Straßen,
Auch der Wind hat kalt geblasen,
So, als wenn es Winter sei.

Unsre junge Mädchenschar
Trug verstärkte Unterhosen,
Und es konnte wohl erbosen,
Wem es etwa lästig war.

Nichts von Spitzen oder Mull!
Und von den Naturgenüssen
Hat man sich enthalten müssen,
Denn es war fast unter Null.

Alle haben sich geschont,
Die sonst gerne unterliegen,
Um nicht den Katarrh zu kriegen.
Und das heißt man Wonnemond!

Im Maien

Ach! Im Frühlingsüberschwange
Fühlt ein jedes Hundeherz
Sich getrieben von dem Drange,
Ohne Ruh
A-hu! A-hu!
Von der Liebe süßem Schmerz.

Milder werden ihre Sitten;
Es ergreift Melancholie
Alle, die vergeblich bitten.
Darum du
A-hu! A-hu!
Hundedame, höre sie!

Fühlst du keine jener Schwächen,
Die das Herrenvolk verehrt?
O! das muß sich einmal rächen!
Nur so zu!
A-hu! A-hu!
Auch der Mops hat seinen Wert.

Eh du's meinst, vergeht die Jugend;
Und mit der du so gegeizt,
Gerne gäbst du deine Tugend,
Alte Kuh!
A-hu! A-hu!
Die dann keinen Pinscher reizt.

Mädchen! sieh an diesen Hunden,
Was auch unsere Wünsche sind!
Hast du wen im Mai gefunden,
O so tu!

Ludwig Thoma, 1867-1921

Lenzsonne hat Lieder in allen Taschen - Max Dauthendey
Maylied - Ludwig Christoph Heinrich Hölty
Komm, lieber Mai und mache... - Christian Adolph Overbeck
Der Mai ist gekommen... - Emanuel Geibel
Mailied - Johann Wolfgang von Goethe
Die Mainacht - Ludwig Hölty
Mai - Heinrich Heine

Wettstreit

Der Kuckuck und der Esel,
die hatten einen Streit,
wer wohl am besten sänge
zur schönen Maienzeit.

Der Kuckuck sprach: "Das kann ich!"
und hub gleich an zu schrein.
"Ich aber kann es besser!"
fiel gleich der Esel ein.

Das klang so schön und lieblich,
so schön von fern und nah;
sie sangen alle beide:
"Kuckuck, Kuckuck, ia!"

Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874

Muttertag - Gedichte für Mama - Muttertagsgedichte: Mutter, Mutterliebe, Dank

An die Mutter - Johann Wolfgang von Goethe
An meine Mutter - Annette von Droste-Hülshoff
An meine Mutter - Heinrich Heine
Meiner Mutter - Detlev von Liliencron
Wenn du noch eine Mutter hast - Friedrich Wilhelm Kaulisch
Mutterliebe - Carl Leberecht Immermann
Mutters Hände - Kurt Tucholsky

Maikäfer

Maikäfer flieg - alte Volksweise
Der verliebte Maikäfer - Robert Reinick
Maikäfermalen - Joachim Ringelnatz

Vatertag - Christ Himmelfahrt

Christi Himmelfahrt - Annette von Droste-Hülshoff
Vatertag

Pfingsten

Pfingstfeier - Martin Greif
Pfingsten - Jochim Ringelnatz

Juni

Schöne Junitage - Detlev von Liliencron
Marienwürmchen - Des Knaben Wunderhorn

Sommersonnenwende

Sonnenwende - Ludwig Uhland
Sonnwendtag - Georg Heym
Johanni - Max Dauthendey
Johannisfeuer - Max Dauthendey
Einen Sommer lang - Detlev von Liliencron

Juli

August

September

Septembermorgen - Eduard Mörike
Im September - Heinrich Seidel

Oktober

Geleitwort für den 1. Oktober - Christian Morgenstern

Erntedankfest
Alle guten Gaben - mündlich überliefertes Erntedankgebet

zum Beginn des Oktoberfestes in München:

Jahrmarkt - Das war in München beim Oktoberfeste - Rainer Maria Rilke

Oktober - Max Dauthendey
Oktober - Abend - Max Dauthendey
Und Nächte werden aus allen Tagen - Max Dauthendey
Oktoberlied - Theodor Storm
Oktobersturm - Christian Morgenstern

wenn schon ´Halloween`... dann:
Gruseliges, Geisterhaftes, Gespenstisches - Spuk und Spaß
in Gedichtform:

Keiner soll es mir verwehren,
Spukgeschichten, Geisterstunden
Schauderfreudig anzuhören,
Wie als Kind in Dämmerstunden.
Ja, daß Geister wiederkehren
Und rumoren und erscheinen,
Möcht' ich selbst beinah beschwören,
Denn ich habe selber einen. — Wilhelm Busch

Ein wunderlich gesprech von fünff unhulden - Hans Sachs
Das Gespenst - Christian Fürchtegott Gellert
Maria Antoinette - Heinrich Heine
Incubus - Franz Grillparzer
Es spukt - Wilhelm Busch
Der Zwölf-Elf - Chrsitian Morgenstern
Die Heimat der Toten - Georg Heym
Gepenst am Tag - Karl Kraus
Die Geister am Mummelsee - Eduard Mörike
The Witches`s Spell (Macbeth) - William Shakespeare
The Hag - Robert Herrick
Will ich in mein Gärtlein gehn - (Das bucklige Männlein) - Volkslied
Halloween - volkstümlich (engl.)

November

November - Heinrich Seidel
Novembertag - Christian Morgenstern

Allerheiligen - Allerseelen - Martinstag

Allerseelen - Hermann von Gilm zu Rosenegg
Allerseelentag - Victor Hugo: Demain dès l`aube

Sankt Martin - Volksgut
Die Martinsgans - Achim von Arnim

Im traurigen Monat November war`s - Heinrich Heine

November-Elegie

Der Regen tropft in meines Daches Rinne,
tripp-tropp, tripp-tropp.
In beide Hände stütze ich den Kopp.
Im Nebel liegen Feld und Wald und meine Sinne.
Der Wind bläst eine graue Melodie.
Melancholie. –
Des Sommers letzter Gruß
ist eine Fliege, die auf meiner Nase tanzt.
Hebt mühsam Fuß um Fuß. –
Ich schau' dem Tanze zu, und mich beschleicht ein Kummer.
Im Lenze sah ich sie als schlankes Fliegenjüngferlein,
doch jetzt ist sie ein dicker Brummer. –
Es heult der Wind, der Regen tropft.
Mein armes Herz voll Wehmut klopft.
In meiner Nase rotem Glanz
vollführt sie ihren Totentanz.
Zum letztenmal das Bein sie schwingt,
und tot sie von der Nase sinkt!
Vor mir ein Fliegenauge brach.
Ein großer Tropfen rollt ihr nach
Die Uhr tickt in mein Herzeleid
Vergänglichkeit. –

Fred Endrikat, 1890-1942

Dezember

Noch ist Herbst nicht ganz entflohn - Theodor Fontane

Dezemberlied - Franz Grillparzer

Wintersonnwende - die Tage werden wieder länger

Sonnet - Die lange Winternacht - Arthur Schopenhauer
Nun ist das Licht im Steigen... - Friedrich Rückert

 

Glückwünsche - Gratulation

Glückwunsch - Joseph, Freiherr von Eichendorff

 

Les saisons en poésie:

Printemps - Sabine Sicaud
Tristesse d`été - Stéphane Mallarmé
Automne - Guillaume Apollinaire
Que j'aime le premier frisson d'hiver - Alfred de Musset