Eine Liste der schönsten Ostergedichte - Klassiker als auch moderne; sowohl kurz als auch lang - und manche sind auch lustig.
Ostern
Verwunden ist die lange Nacht, verwunden,
Gepreßte Ängste sind vorbeigewichen,
Des Lenzes Horn ertönt in allen Runden,
Der Frühling prangt auf breiten Blumenstrichen.
Du feurig Zeichen auf des Grabmals Stirn,
Du Blitz, in dem der Engel lohend lacht,
Verbleibe fruchtend mir in Herz und Hirn,
Wenn mich einst Todesschwäche bebend macht.
Reinhard Johannes Sorge
Ostergedicht
Wenn die Schokolade keimt,
Wenn nach langem Druck bei Dichterlingen
"Glockenklingen" sich auf "Lenzesschwingen"
Endlich reimt,
Und der Osterhase hinten auch schon presst,
Dann kommt bald das Osterfest.
Joachim Ringelnatz
Im St. Stephan
(Am Karfreitag)
Die Kirche trauert, schwarze Flöre wallen
In düstern Falten von den Wänden nieder,
Und frommer Glaube weiht die Riesenglieder
Des Gotteshauses sich zu Grabeshallen.
Die Kerzen flammen, heilge Hymnen schallen,
Der Andacht Weihe taucht sich in die Lieder,
In tausend Seelen klingt es mächtig wieder,
Das Herz erhebt sich und die Nebel fallen. -
Du kniest vielleicht auch jetzt an den Altären,
Vielleicht schmückt sich dein Auge jetzt mit Zähren,
Das edle Herz im Glauben zu verklären.
Vielleicht! - Der Traum wirft mich zu Gottes Füßen,
In gleicher Andacht deinen Geist zu grüßen,
Begeistrung betet und die Tränen fließen.
Theodor Körner
Ostern
Des Nachts im Traum auf grünem Rasen
beschenken Paul die Osterhasen.
Zwei Eier legen sie gewandt
ihm auf den Arm und unter die Hand.
Am Himmel steht der Mond und denkt:
Ich werde nicht so schön beschenkt.
Christian Morgenstern
Osterhase im Grase mit bunten Ostereiern und Osterglocken auf einer kolorierten Grußkarte (um 1900).
Der Osterhase ist eine volkstümliche Figur und ein Symbol des Osterfestes, das als Kaninchen - manchmal mit Kleidern - dargestellt wird, das Ostereier bringt. Ursprünglich spielte der Osterhase bei den deutschen Lutheranern die Rolle eines Richters, der zu Beginn der Osterzeit beurteilte, ob die Kinder brav oder ungehorsam waren, ähnlich wie der Weihnachtsmann. Die Legende besagt, dass der Osterhase in seinem Korb gefärbte Eier, Süßigkeiten und manchmal auch Spielzeug in die Häuser der Kinder bringt.
Ostern
Es war daheim auf unserm Meeresdeich;
Ich ließ den Blick am Horizonte gleiten,
Zu mir herüber scholl verheißungsreich
Mit vollem Klang das Osterglockenläuten.
Wie brennend Silber funkelte das Meer,
Die Inseln schwammen auf dem hohen Spiegel,
Die Möwen schossen blendend hin und her,
Eintauchend in die Flut die weißen Flügel.
Im tiefen Kooge bis zum Deichesrand
War sammetgrün die Wiese aufgegangen;
Der Frühling zog prophetisch über Land,
Die Lerchen jauchzten und die Knospen sprangen. -
Entfesselt ist die urgewalt'ge Kraft,
Die Erde quillt, die jungen Säfte tropfen,
Und alles treibt, und alles webt und schafft,
Des Lebens vollste Pulse hör ich klopfen.
Der Flut entsteigt der frische Meeresduft
Vom Himmel strömt die goldne Sonnenfülle;
Der Frühlingswind geht klingend durch die Luft
Und sprengt im Flug des Schlummers letzte Hülle.
O wehe fort, bis jede Knospe bricht,
Daß endlich uns ein ganzer Sommer werde;
Entfalte dich, du gottgebornes Licht,
Und wanke nicht, du feste Heimaterde! -
Hier stand ich oft, wenn in Novembernacht
Aufgor das Meer zu gischtbestäubten Hügeln,
Wenn in den Lüften war der Sturm erwacht,
Die Deiche peitschend mit den Geierflügeln.
Und jauchzend ließ ich an der festen Wehr
Den Wellenschlag die grimmen Zähne reiben;
Denn machtlos, zischend schoß zurück das Meer -
Das Land ist unser, unser soll es bleiben!
Theodor Storm
Osterlied
Has, Has, Osterhas,
Wir möchten nicht mehr warten!
Der Krokus und das Tausendschön,
Vergißmeinnicht und Tulpe stehn
Schon lang in unserm Garten.
Has, Has, Osterhas
Mit deinen bunten Eiern!
Der Star lugt aus dem Kasten aus,
Blühkätzchen sitzen um sein Haus;
Wann kommst du Frühling feiern?
Has, Has, Osterhas,
Ich wünsche mir das beste!
Ein großes Ei, ein kleines Ei
Und ein lustiges Dideldumdei,
Alles in einem Neste!
Paula Dehmel
Der erste Ostertag
Fünf Hasen, die saßen beisammen dicht,
Es macht ein jeder ein traurig Gesicht.
Sie jammern und weinen:
Die Sonn' will nicht scheinen!
Bei so vielem Regen
Wie kann man da legen
Den Kindern das Ei?
O weih, o weih!
Da sagte der König:
So schweigt doch ein wenig!
Lasst weinen und Sorgen
Wir legen sie morgen!
Heinrich Hoffmann
Hasengedicht
Ein Hase sitzt auf einer Wiese,
des Glaubens, niemand sähe diese.
Doch, im Besitze eines Zeißes,
betrachtet voll gehaltnen Fleißes
vom vis-a-vis gelegnen Berg
ein Mensch den kleinen Löffelzwerg.
Ihn aber blickt hinwiederum
ein Gott von fern an, mild und stumm.
Christian Morgenstern
Matten Haas
Lütt Matten de Haas, de maak sik en Spaaß,
He weer bi't studeern, dat Danzen to lehrn,
Un danz ganz alleen op de achtersten Been.
Keem Reinke de Voß, un dach: Dat's en Kost!
Un seggt: Lütt Matten, so flink op de Padden,
Un danzt hier alleen op de achtersten Been?
Kumm, laat uns tosaam! Ik kann as de Daam!
De Kreih de speelt Fiedel, denn geiht dat kandidel,
denn geiht dat mal schöön op de achtersten Been?
Lütt Matten geev Poot. De Voß beet em doot.
Un sett sik in'n Schadden, verspies den lütt Matten.
De Kreih de kreeg een vun de achtersten Been.
Klaus Groth
Nun will der Lenz uns grüßen,
Von Mittag weht es lau.
Aus allen Ecken sprießen
Die Blumen rot und blau.
Draus wob die braune Heide
Sich ein Gewand gar fein
Und lädt im Festtagskleide
Zum Maientanze ein.
Waldvöglein Lieder singen,
Wie ihr sie nur begehrt,
Drum auf zum frohen Springen,
Die Reis' ist Goldes wert!
Hei, unter grünen Linden,
Da leuchten weiße Kleid'!
Heija, nun hat uns Kinden
Ein End all Wintersleid!
Volksgut
Frühlingsglaube
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste, Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Ludwig Uhland
Weitere Gedichte zu den Festtagen
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Ostern
Auferstehung
Karfreitag.
Es drängt in den Straßen in die Kirchen. An den Eingängen quetscht sich ein Wurm Menschen hinein, ein anderer spult heraus. Drinnen Schweigen. In flachen Teppichen spannt sich die Stille zur Höhe. Ein herrisches hochgeschwungenes Schweigen. Veilchendunkle Laken. Der Altar verhangen. Auf dem erstickenden Blau ein kreideweißes, schlankes bleiches Kreuz. Stumpfe blöde Ohnmacht kauert vor dem Kreuz.
Blumensträuche. Rote, weiße Azaleen. Dazwischen auf dünnen Kerzenfingern Lichtaugen.
Die Sternflämmchen spreizen sich auf ihren dünnen weißen Stielen. Aber in Farbe, in Licht, über allem stockt grüne Leichenkälte. Der Lichtschein reibt an Gesichtern. Funken prallen an Augäpfel. Männer und Frauen.
Aber alle gefühllos, eingepreßt, umkrustet vom Schweigen. Bis zur Wölbung staut grünmehlige Weihrauchluft, süßätzender Nebel. Lange hagere Fenster, ein steifes glattes Licht, draußen hartweißer Himmel, wie eine Eisplatte. Vor dem Altar scheuer Raum. Ein Betstuhl. Ein Priester in starrem Faltenhemd und Spitzen. Die Arme breitgestützt. Stahlblaue Stille strahlt von ihm. In strengen gläsernen Kristallen zersticht es im Kreise jeden roten Pulsschlag. Die Lichtaugen am Altar gefrieren zu goldenen Dornen. Blumenfarben gerinnen. Bleiche Larven.
Oben über der kriechenden moorbraunen Stille, in den Gipsgirlanden der Säulen,
in Falten geschwollener Engelleiber hockt höhnischer Moder. Nagt, grinst und fletscht Affenzähne. Unten am Ende der Halle prallt der Tag an der offenen Türe zurück. Weißblaues Hyazinthenlicht, sein Atem greift herein. Der Moder sträubt sich. Gelbe Katzen pfauchen.
Eine große graue staubweiche Motte flattert auf. Über der Tonsur des Priesters. Taumelt zum Altar.
Sinkt in die Lichtdornen. Die Dolche stoßen zischend zu. Der morsche Leib krampft sich. Die dünnen Flügel versengt, schlagen die Blumen. Die Blüten kreischen auf. Gellende Lohe reckt sich vom Altar. Ein Scharlachstrom überblutet das bleiche Kreuz. Die veilchenblauen Laken glutgebläht rollen vom Altar hoch,
getrieben von Feuerstacheln.
Schrecken verknöchert das Schweigen. Rote glühende Stirnen heben sich aus der kauernden Menge. Augen schmelzen und erwachen. Der Priester duckt sich, rutscht zurück. Purpurne Flammenflügel fegen die Halle. - Max Dauthendey, 1867-1918
Karwoche - Eduard Mörike
Christ ist erstanden
Von der Marter alle.
Deß soll'n wir alle froh sein,
Christ will unser Trost sein:
Kyrieleis! (12. Jahrhundert)
Zum Fest der Auferstehung
Christi
Osterspaziergang -
Johann Wolfgang von Goethe
Ostergedicht -
Joachim Ringelnatz
Ostern - Christian Morgenstern
Auf ein Ei geschrieben -
Eduard Mörike
Chanson de Paques - Stuart
Merrill
Der Osterhase
Seht, was sitzt denn dort im Gras!
Ist das nicht der Osterhas?
Guckt mit seinem langen Ohr
aus dem grünen Nest hervor.
Hüpft mit seinem schnellen Bein
über Stock und über Stein.
Seht auch her, was in dem Nest
liegt so rund und auch so fest:
Eier, blau und rot gefleckt,
hat er in dem Nest versteckt.
Immer muss er sie verstecken,
sucht drum schnell in allen Ecken.
(Volksgut)
Has, Has, Osterhas
Has, Has, Osterhas,
wir möchten nicht mehr warten.
Der Krokus und das Tausendschön,
Vergissmeinnicht und Tulpe stehn
schon lang in unserm Garten.
Has, Has, Osterhas,
mit deinen bunten Eiern!
Der Star lugt aus dem Kasten raus.
Blühkätzchen sitzen um sein Haus.
Wann kannst du Frühling feiern?
Has, Has, Osterhas,
ich wünsche mir das Beste:
ein großes Ei, ein kleines Ei,
dazu ein lustig Didldumdei.
Und alles in dem Neste.
Paula Dehmel, 1862-1918
Siehe auch:
Gedichte
Gedichte über den Jahreslauf
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