Ostern
Auferstehung
Karfreitag.
Es drängt in den Straßen in die Kirchen. An den Eingängen quetscht sich ein Wurm Menschen hinein, ein anderer spult heraus. Drinnen Schweigen. In flachen Teppichen spannt sich die Stille zur Höhe. Ein herrisches hochgeschwungenes Schweigen. Veilchendunkle Laken. Der Altar verhangen. Auf dem erstickenden Blau ein kreideweißes, schlankes bleiches Kreuz. Stumpfe blöde Ohnmacht kauert vor dem Kreuz.
Blumensträuche. Rote, weiße Azaleen. Dazwischen auf dünnen Kerzenfingern Lichtaugen.
Die Sternflämmchen spreizen sich auf ihren dünnen weißen Stielen. Aber in Farbe, in Licht, über allem stockt grüne Leichenkälte. Der Lichtschein reibt an Gesichtern. Funken prallen an Augäpfel. Männer und Frauen.
Aber alle gefühllos, eingepreßt, umkrustet vom Schweigen. Bis zur Wölbung staut grünmehlige Weihrauchluft, süßätzender Nebel. Lange hagere Fenster, ein steifes glattes Licht, draußen hartweißer Himmel, wie eine Eisplatte. Vor dem Altar scheuer Raum. Ein Betstuhl. Ein Priester in starrem Faltenhemd und Spitzen. Die Arme breitgestützt. Stahlblaue Stille strahlt von ihm. In strengen gläsernen Kristallen zersticht es im Kreise jeden roten Pulsschlag. Die Lichtaugen am Altar gefrieren zu goldenen Dornen. Blumenfarben gerinnen. Bleiche Larven.
Oben über der kriechenden moorbraunen Stille, in den Gipsgirlanden der Säulen,
in Falten geschwollener Engelleiber hockt höhnischer Moder. Nagt, grinst und fletscht Affenzähne. Unten am Ende der Halle prallt der Tag an der offenen Türe zurück. Weißblaues Hyazinthenlicht, sein Atem greift herein. Der Moder sträubt sich. Gelbe Katzen pfauchen.
Eine große graue staubweiche Motte flattert auf. Über der Tonsur des Priesters. Taumelt zum Altar.
Sinkt in die Lichtdornen. Die Dolche stoßen zischend zu. Der morsche Leib krampft sich. Die dünnen Flügel versengt, schlagen die Blumen. Die Blüten kreischen auf. Gellende Lohe reckt sich vom Altar. Ein Scharlachstrom überblutet das bleiche Kreuz. Die veilchenblauen Laken glutgebläht rollen vom Altar hoch,
getrieben von Feuerstacheln.
Schrecken verknöchert das Schweigen. Rote glühende Stirnen heben sich aus der kauernden Menge. Augen schmelzen und erwachen. Der Priester duckt sich, rutscht zurück. Purpurne Flammenflügel fegen die Halle. - Max Dauthendey, 1867-1918
Karwoche - Eduard Mörike
Christ ist erstanden
Von der Marter alle.
Deß soll'n wir alle froh sein,
Christ will unser Trost sein:
Kyrieleis! (12. Jahrhundert)
Zum Fest der Auferstehung
Christi
Osterspaziergang -
Johann Wolfgang von Goethe
Ostergedicht -
Joachim Ringelnatz
Ostern - Christian Morgenstern
Auf ein Ei geschrieben -
Eduard Mörike
Chanson de Paques - Stuart
Merrill
Der Osterhase
Seht, was sitzt denn dort im Gras!
Ist das nicht der Osterhas?
Guckt mit seinem langen Ohr
aus dem grünen Nest hervor.
Hüpft mit seinem schnellen Bein
über Stock und über Stein.
Seht auch her, was in dem Nest
liegt so rund und auch so fest:
Eier, blau und rot gefleckt,
hat er in dem Nest versteckt.
Immer muss er sie verstecken,
sucht drum schnell in allen Ecken.
(Volksgut)
Has, Has, Osterhas
Has, Has, Osterhas,
wir möchten nicht mehr warten.
Der Krokus und das Tausendschön,
Vergissmeinnicht und Tulpe stehn
schon lang in unserm Garten.
Has, Has, Osterhas,
mit deinen bunten Eiern!
Der Star lugt aus dem Kasten raus.
Blühkätzchen sitzen um sein Haus.
Wann kannst du Frühling feiern?
Has, Has, Osterhas,
ich wünsche mir das Beste:
ein großes Ei, ein kleines Ei,
dazu ein lustig Didldumdei.
Und alles in dem Neste.
Paula Dehmel, 1862-1918
Siehe auch: