GedichteGedichte

Eine Liste der schönsten Pfingstgedichte - Klassiker als auch moderne; sowohl kurz als auch lang - und manche sind auch lustig.

Am heiligen Pfingstfest

Du bist nicht ganz von uns geschieden,
Du nimmst dich unser ewig an,
Dein großes Herz ist nicht zufrieden
Mit allem, was es schon getan.

Du hast den Tröster uns gesendet,
Den scharfen, reinen, klaren Geist,
Der Licht und Trost und Wahrheit spendet,
Und deine Zukunft uns verheißt.

O, jede Seele sei ihm offen,
Dem werten, gottgesandten Freund,
Er stärke unser liebend Hoffen,
Bis der Geliebte selbst erscheint.

Max von Schenkendorf (1783-1817)

Lust und Kraft

Komm, Heiliger Geist, auf uns herab!
Dein Trost erhellt uns Leiden und Grab.
Von dir kommt Weisheit, Licht und Rat,
Kommt Lust und Kraft zur guten Tat.

Komm, Heiliger Geist, vom Himmelsthron,
Ein ein`ger Gott mit Vater und Sohn,
Der du uns machest wahrhaft frei,
Dir Lob sei, Ehre, Dank und Treu!

Anton Faist (1864-1933)

Pfingsten

Pfingsthauch weht durch die Natur,
Sommer wird’s auf Feld und Flur.
Schöngeschmückt zum hohen Feste
Prangen blütenschwere Äste,
Und es jauchzt die Kreatur.

Pfingstglanz strahlt durchs ganze Haus,
Trübe Geister zieh’n hinaus,
Und wohin die Wege führen,
Winken maiengrüne hüren,
Duftet uns ein bunter Strauß.

Pfingstgeist, Himmelsglut der Kraft,
Die Apostelherzen schafft,
Wirfst uns in die Seele Funken,
Dass, von heil’gem Eifer trunken,
Wirken kann die Jüngerschaft.

Pfingsttagsglocken weit und breit
Künden laut die Freudenzeit,
Rufen Gottes Volk zusammen;
Zeugenzungen, Geistesflammen
Lodern durch die Christenheit.

Pfingstfest. das die Erde weiht
Mit des Geistes Eigenheit,
Fülle ganz das Haus der Erde,
Dass es völlig Pfingsten werde,
Festliche Erfüllungszeit!

Paul Kaiser (1852-1917)

Pfingstbestellung

Ein Pfingstgedichtchen will heraus
Ins Freie, ins Kühne.
So treibt es michaus meinem Haus
Ins Neue, ins Grüne.

Wenn sich der Himmel grau bezieht,
Mich stört's nicht im geringsten.
Wer meine weiße Hose sieht,
Der merkt doch: Es ist Pfingsten.

Nun hab ich ein Gedicht gedrückt,
Wie Hühner Eier legen,
Und gehe festlich und geschmückt
Pfingstochse meinetwegen
Dem Honorar entgegen.

Joachim Ringelnatz (1883-1934)

Pfingsgedanken

Sucht nicht nach stolzen Worten für das Hohe,
Das stillste Gleichnis gibt sein treueres Bild,
Nicht in des Blitzes greller Flammenlohe,
Im sanften Säuseln kam Jehova mild.

Ein Arbeitsmann im Kittel rauh und schlicht,
Schuf Christus seinen großen Geistesbau,
Nicht Gold ist's, das die Heldenstirn umflicht,
Nur junger Lorbeer aus der Frühlingsau.

Nicht stolzem Wissen ward das Paradies,
Die Einfalt führt zu ihm, der Kinderglaube,
Nicht zeptertragend, nicht im gold'nem Vließ,
Erschien der Geist, er kam als schlichte Taube.

Maria Janitschek (1859-1927)

Pfingsten

Schöne Zeit von Himmelfahrt
Bis zum nahen Pfingsten,
Wo der Geist sich offenbart
Groß auch im Geringsten.

Glockenklang erschallt vom Dom,
Und zur Lust des Maien
Wallt hinaus der Menschenstrom,
Alles will sich freuen!

Freue sich, wer Gutes tat,
Wer dafür gestritten,
Wer gestreut der Zukunft Saat,
Und auch wer gelitten!

Ja, ich weiß, es wird geschehn,
Was wir jetzt noch hoffen,
Daß zum Glück die Tore stehn
Allen einst noch offen.

Daß man nicht mehr sieht verirrt
Scharen Lebensmüder;
Keine Herde und kein Hirt,
Freie nur, nur Brüder!

Wenn kein Druck den Geist mehr dämpft,
Wenn ein zweites Eden,
Aber schöner, weil erkämpft,
Folgt auf unsre Fehden.

Eines Himmels Erdenfahrt
Und ein andres Pfingsten,
Wo der Geist sich offenbart,
Groß auch im Geringsten.

Hermann Lingg (1820-1905)

Was braucht die Welt

Es braucht die Welt, die sterbende,
der Gottesliebe Gluten;
die Erde, die verderbende,
braucht Heil`gen Geistes Fluten.

Der Herr und Meister harret nur,
daß wir uns füllen lassen
und dann in seiner blut`gen Spur
nach den Verlorenen fassen.

Er braucht kein buntes Namensschild,
er braucht nicht Geld noch Stärke;
vor ihm nicht Menschenweisheit gilt
zum Krönen seiner Werke.

Er braucht nur Seelen, die bereit
und offen für ihn stehen,
und die gerüstet in den Streit
mit seinen Waffen gehen.

Die für die Welt, die sterbende,
aufnehmen seine Gluten, -
die Erde, die verderbende,
durchweh`n mit Geistesfluten.

Hedwig von Redern (1866-1935)

Pfingstlied

Pfingsten ist heut, und die Sonne scheint,
Und die Kirschen blühn, und die Seele meint,
Sie könne durch allen Rausch und Duft
Aufsteigen in die goldene Luft.

Jedes Herz in Freude steht,
Von neuem Geist frisch angeweht,
Und hoffnungsvoll aus Thür und Thor
Steckt´s einen grünen Zweig hervor.

Es ist im Fernen und im Nah´n
So ein himmlisches Weltbejah´n
In all dem Lieder- und Glockenklang,
Und die Kinder singen den Weg entlang.

Wissen die Kindlein auch zumeist
Noch nicht viel vom heiligen Geist,
Die Hauptsach spüren sie fein und rein:
Heut müssen wir fröhlichen Herzens sein.

Gustav Falke (1853-1916)

Der Nachtigall Pfingstgesang

Zu Pfingsten sang die Nachtigall
nachdem sie Tau getrunken;
die Rose hob beim hellen Schall
das Haupt, das ihr gesunken!

O kommt ihr alle trinkt und speist,
ihr Frühlingsfestgenossen,
weil übers ird'sche Mal der Geist
des Herrn ist ausgegossen.

Die Himmelsjünger groß und klein
sind von der Kraft durchdrungen,
man hört sie reden insgemein
zu wunderbaren Zungen.

Und da ist kein Zung' am Baum
Kein Blatt ist da so kleines,
es redet auch mit drein im Traum
als sei's voll süßen Weines.

Oh, Ihr Apostel gehet aus
Und predigt allen Landen
mit Säuselluft und Sturmesbraus
von dem, der ist erstanden!

Legt aus sein Evangelium,
auf Frühlingsau'n geschrieben,
daß er uns lieben will darum,
wenn wir einander lieben.

Wer liebend sich ans nächste hält
Und will nur das gewinnen,
umfaßt darin die ganze Welt,
und Gott ist mitten drinnen!

Friedrich Rückert (1788-1866)


Der Vater ewig in Ruhe verbleibt,
Er hat der Welt sich einverleibt.
Der Sohn hat Großes unternommen,
Die Welt zu erlösen ist er gekommen;
Hat gut gelehrt und viel ertragen,
Wunder noch heut in unsern Tagen.

Nun aber kommt der heilige Geist,
Er wirkt am Pfingsten allermeist.
Woher er kommt, wohin er weht,
Das hat noch niemand ausgespäht.
Sie geben ihm nur eine kurze Frist,
Da er doch Erst- und Letzter ist.

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)


Vater, schenk mir heil´ges Feuer,
laß mein Herz in Flammen stehn,
daß mir nie ein Preis zu teuer,
sollt es auch zum Tode gehn.

Ströme mächtig auf mich nieder
Heldenmut und Gotteskraft,
send den Geist der Pfingsten wieder,
welcher neue Menschen schafft.

Gib mir jene heiße Liebe,
die nicht viel von Opfern spricht,
aber die aus freiem Triebe
scheut die schwersten Opfer nicht.

Anders kann ich ja nicht stehen
vor des Feindes Übermacht;
schmählich würd´ich untergehen
in Verzweiflung, Weh und Nacht.

Darum komm, o Herr, von oben
und erfüll mich ganz mit dir,
daß ich trotz des Satans Toben,
geh von Sieg zu Siege hier.

Friedrich Traub (1873-1906)

 

 

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