Vorfrühling
Auf der Steige
Wann Reif noch hängt an jedem Baumeszweige,
Von Knospen kahl noch ist ein jeder Ast,
In bangen Nächten ich verzweifelt fast,
Ob je einmal der Winter geh zur Neige;
Dann raff ich auf mich, wandre hin zur Steige,
Ob blühen ich nicht seh den Seidelbast,
Ein gelber Falter nicht als Sommergast
So wegentlang im Sonnenschein sich zeige!
Und doch, o sieh: Zitronenfalter scherzen
Die schneebefreiten Pfade schon entlang,
Beim ersten, warmen Sonnenstrahl des Märzen;
Und dort, o sieh: Auf sommerlichem Gang
Des Märzenblümleins rosenrote Kerzen,
Dem Winter leuchtend zu dem Abschiedsgang.
Christian Wagner, 1835-1918
—
Nach grüner Farb mein Herz verlangt
in dieser trüben Zeit
Der grimmig Winter währt so lang
der Weg ist mir verschneit
Die süßen Vöglein jung und alt
die hört man lang nit meh´
das tut des argen Winters Gwalt
der treibt die Vöglein aus dem Wald
mit Reif und kaltem Schnee
Er macht die bunten Blümlein fahl
im Wald und auf der Heid
dem Laub und Gras allüberall
dem hat er widerseit
All Freud und Lust wird jetzo feil
die uns der Sommer bringt
Gott geb dem Sommer Glück und Heil
der zieht nach Mittentag am Seil
daß er den Winter zwingt.
Volkslied
—
In jedem Frühling trägt unser Geist, wie der Winzer, frische Erde auf den ausgewaschenen Weinberg der künftigen Lese, und die ganze Unendlichkeit unserer Brust wird von dieser warmen brütenden Aprilsonne mit tausend Knospen von Planen, Reisen und Hoffnungen herausgelockt. Auf den Spitzer Höhen wird dieser aus unserem Busen wachsende Dornstrauch, der mit unserem innersten Blute seine Blüten tränkt und färbt [Fußnote], die Äste ausdehnen, aber ich werde sie kurz scheren. Wenn der reiche Frühling sich vor mir die Ebenen hinablagert und Wälder und Schmetterlinge und Blumen auf dem Schoße hält – und wenn es überall rauschet wie von einem herabkommenden unendlichen Leben – und wenn die Wasserwerke und Getriebe der Schöpfung wie in einem Bergwerk donnernd auf- und niedersteigen – und wenn das weite wogende Leben sich nach Jugend und Ferne und nach Süden drängt, wie die Polarmeere nach dem heißen Erdgürtel: so führen die Wogen wieder das Menschenherz mit sich fort, und es will in die Ferne und in die Zukunft, und ich blicke schmachtend nach den fernen dunkeln Bergen gleichsam wie nach den Jahren, die in der Zukunft ruhen – – – – aber dann ruft plötzlich etwas mir zu: erwache, nimm Abschied von der Zukunft und liebe die Gegenwart!
aus: Jean Paul Richter: Jean Pauls Briefe und bevorstehender Lebenslauf - Kapitel 22
Noch ist
die Zeit der blauen Bäume - Max Dauthendey
Verheißung - Hugo von
Hofmannsthal
Vorfrühling - Ernst Stadler
Vorfrühling -
Hugo von Hofmannsthal
Vorfühling - August Stramm
Eh` des Frühlings
milde Luft - Auguste Kurs
Und Sonne
und Erde sind wieder vertraut - Max Dauthendey
Vorfrühling - Max Dauthendey
Vom Gras der erste Schimmer - Max Dauthendey
Frühlingsanfang
Herr Winter, geh hinter
der Frühling kommt bald!
Das Eis ist geschwommen,
die Blümlein sind kommen
und grün wird der Wald.
Herr Winter, geh hinter,
dein Reich ist vorbei.
Die Vögelein alle,
mit jubelndem Schalle,
verkünden den Mai!
Christian Morgenstern, 1871-1914
Frühling
Über kürzlich erst gedüngte
Wiesen zieht der Blumenflor,
Und Natur, die sich verjüngte,
Kommt uns schön und lieblich vor.
Lämmer springen, Ziegen hüpfen,
Alle Tiere dünkt es recht,
Liebedurstig anzuknüpfen
Mit dem anderen Geschlecht.
Spatzen, Tauben, Stare, Schwalben
Paaren sich, und auch das Huhn
Will im Feld und allenthalben
Mit dem Hahn dasselbe tun.
Stolz erfüllt den muntern Gockel,
Und das Weibchen schwimmt im Glück.
Nur der arme Pfarrerzwockel
Zieht sich in sich selbst zurück.
Liebesglück und Liebesschmerzen
Sind ihm fremd et cetera.
Denn er kennt nur Frauenherzen,
Die er durch ein Astloch sah.
Ludwig Thoma, 1867-1921
—
Die Blumen des Frühlings sind die Träume des Winters.
Khalil Gibran
Alle Vögel sind schon da - August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Frühling - Auguste Kurs
Lebensquell - Hugo von Hofmannsthal
Hoffnung - Emanuel Geibel
Frühlingszuversicht -
Auguste Kurs
Frühling - Max Dauthendey
Der Frühling ist die schönste Zeit
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Da grünt und blüht es weit und breit
im goldnen Sonnenschein.
Am Berghang schmilzt der letzte Schnee,
das Bächlein rauscht zu Tal,
es grünt die Saat, es blinkt der See
im Frühlingssonnenstrahl.
Die Lerchen singen überall,
die Amsel schlägt im Wald!
Nun kommt die liebe Nachtigall
und auch der Kuckuck bald.
Nun jauchzet alles weit und breit,
da stimmen froh wir ein:
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Annette von Droste-Hülshoff, 1797-1848
Frühling
April! April!
Der weiß nicht, was er will.
Bald lacht der Himmel klar und rein,
Bald schaun die Wolken düster drein,
Bald Regen und bald Sonnenschein!
Was sind mir das für Sachen,
Mit Weinen und mit Lachen
Ein solch Gesaus zu machen!
April! April!
Der weiß nicht, was er will.
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!
Und schneit mir in den Blütenbaum,
In all den Frühlingswiegentraum!
Ganz greulich ist's, man glaubt es kaum
Heut Frost und gestern Hitze,
Heut Reif und morgen Blitze;
Das sind so seine Witze.
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!
Hurra! Hurra!
Der Frühling ist doch da!
Und kriegt der raue Wintersmann
Auch seinen Freund, den Nordwind, an
Und wehrt er sich, so gut er kann,
Es soll ihm nicht gelingen;
Denn alle Knospen springen,
Und alle Vöglein singen.
Hurra! Hurra!
Heinrich Seidel, 1842-1906
Frühlingsglaube -
Ludwig Uhland
The Echoing Green - William
Blake
Frühling übers
Jahr - Johann Wolfgang von Goethe
Frühlings Erwachen -
Ludwig Tieck
Weil`s Frühling ist,
Frau Dauthendey - Max Dauthendey
Es
färbte sich die Wiese grün - Novalis
Leise
zieht durch mein Gemüt - Heinrich Heine
Er
ist`s - Eduard Mörike
Lob des Frühlings - Ludwig
Uhland
Frühling - Sophie Mereau
Neuer Frühling - Heinrich
Heine
Eilt euch, eil`
dich, die Bäume blühen! - Max Dauthendey
Chanson - Gustave Kahn
Siehe auch: