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Fauna (auch Tierwelt) bezeichnet die Gesamtheit aller natürlich vorkommenden Tiere in einem Gebiet oder Zeitabschnitt.
Die Bezeichnung leitet von der gleichnamigen römischen Göttin der Erde und Fruchtbarkeit, dem römischen Gott Faunus und den damit verbundenen Waldgeistern, den Faunen. Alle drei Wörter sind Verwandte des Namens des griechischen Gottes Pan.

Meister Bertram: Erschaffung der Tiere

Meister Bertram: "Erschaffung der Tier". Es handelt sich um ein Detail aus dem Grabower Altar (7,3 Meter breit und 2,8 Meter hoch) von Meister Bertram (um 1379-1383). Bei dem Werk handelt es sich um den früheren Altar der Hamburger St. Petrikirche der sich heute in der Hamburger Kunsthalle befindet.


Metamorphose der Tiere

Wagt ihr, also bereitet, die letzte Stufe zu steigen
Dieses Gipfels, so reicht mir die Hand und öffnet den freien
Blick ins weite Feld der Natur. Sie spendet die reichen
Lebensgaben umher, die Göttin, aber empfindet
Keine Sorge wie sterbliche Fraun um ihrer Gebornen
Sichere Nahrung; ihr ziemet es nicht: denn zwiefach bestimmte
Sie das höchste Gesetz, beschränkte jegliches Leben,
Gab ihm gemeßnes Bedürfnis, und ungemessene Gaben,
Leicht zu finden, streute sie aus, und ruhig begünstigt
Sie das muntre Bemühn der vielfach bedürftigen Kinder;
Unerzogen schwärmen sie fort nach ihrer Bestimmung.

Zweck sein selbst ist jegliches Tier, vollkommen entspringt es
Aus dem Schoß der Natur und zeugt vollkommene Kinder.
Alle Glieder bilden sich aus nach ew'gen Gesetzen,
Und die seltenste Form bewahrt im geheimen das Urbild.
So ist jeglicher Mund geschickt, die Speise zu fassen,
Welche dem Körper gebührt, es sei nun schwächlich und zahnlos
Oder mächtig der Kiefer gezahnt, in jeglichem Falle
Fördert ein schicklich Organ den übrigen Gliedern die Nahrung.
Auch bewegt sich jeglicher Fuß, der lange, der kurze,
Ganz harmonisch zum Sinne des Tiers und seinem Bedürfnis.

So ist jedem der Kinder die volle, reine Gesundheit
Von der Mutter bestimmt: denn alle lebendigen Glieder
Widersprechen sich nie und wirken alle zum Leben.
Also bestimmt die Gestalt die Lebensweise des Tieres,
Und die Weise zu leben, sie wirkt auf alle Gestalten
Mächtig zurück. So zeiget sich fest die geordnete Bildung,
Welche zum Wechsel sich neigt durch äußerlich wirkende Wesen.
Doch im Innern befindet die Kraft der edlern Geschöpfe
Sich im heiligen Kreise lebendiger Bildung beschlossen.
Diese Grenzen erweitert kein Gott, es ehrt die Natur sie:
Denn nur also beschränkt war je das Vollkommene möglich.

Doch im Inneren scheint ein Geist gewaltig zu ringen,
Wie er durchbräche den Kreis, Willkür zu schaffen den Formen
Wie dem Wollen; doch was er beginnt, beginnt er vergebens.
Denn zwar drängt er sich vor zu diesen Gliedern, zu jenen,
Stattet mächtig sie aus, jedoch schon darben dagegen
Andere Glieder, die Last des Übergewichtes vernichtet
Alle Schöne der Form und alle reine Bewegung.
Siehst du also dem einen Geschöpf besonderen Vorzug
Irgend gegönnt, so frage nur gleich, wo leidet es etwa
Mangel anderswo, und suche mit forschendem Geiste,
Finden wirst du sogleich zu aller Bildung den Schlüssel
Denn so hat kein Tier, dem sämtliche Zähne den obern
Kiefer umzäunen, ein Horn auf seiner Stirne getragen,
Und daher ist den Löwen gehörnt der ewigen Mutter
Ganz unmöglich zu bilden, und böte sie alle Gewalt auf;
Denn sie hat nicht Masse genug, die Reihen der Zähne
Völlig zu pflanzen und auch Geweih und Hörner zu treiben.

Dieser schöne Begriff von Macht und Schranken, von Willkür
Und Gesetz, von Freiheit und Maß, von beweglicher Ordnung,
Vorzug und Mangel erfreue dich hoch; die heilige Muse
Bringt harmonisch ihn dir, mit sanftem Zwange belehrend.
Keinen höhern Begriff erringt der sittliche Denker,
Keinen der tätige Mann, der dichtende Künstler; der Herrscher,
Der verdient, es zu sein, erfreut nur durch ihn sich der Krone.
Freue dich, höchstes Geschöpf der Natur, du fühlest dich fähig,
Ihr den höchsten Gedanken, zu dem sie schaffend sich aufschwang,
Nachzudenken. Hier stehe nun still und wende die Blicke
Rückwärts, prüfe, vergleiche, und nimm vom Munde der Muse,
Daß du schauest, nicht schwärmst, die liebliche volle Gewißheit.

Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832

Gedichte: Tiere / Tierwelt

Spiritus familiaris

Eine schwarze Katze kauert vor meiner Tür,
Eine kleine, schwarze, kurzgeschorene Katze;
Ich komme nach Hause, und mit einem Satze,
Wie ich aufschließe, springt sie herein zu mir.

Was will die kleine, schwarze Katze bei mir?
Wär es ein Hündchen, ich wüßte es zu verstehen;
Ein Frauenhündchen, ich weiß damit umzugehen.
Die Katze ist mir ein völlig fremdes Tier

Sie ist die Seele von meinem Spiritus
Familiaris . Er hat sich umgebrungen.
Die schwarze Katze kommt zu mir hereingesprungen,
Weil sie doch irgendwo übernachten muß.

Frank Wedekind, 1864-1918

Ich zôch mir einen valken - Der von Kürenberg, Minnesänger
Das Huhn und der Karpfen - Heinrich Seidel
Das Rhinoceros - Arthur Fitger
Die Biene - Gotthold Ephraim Lessing
Die Freuden - Johann Wolfgang von Goethe
Ein Adler saß am Felsenbogen - Joseph Freiherr von Eichendorff
Die Reichsgeschichte der Tiere - Gottlieb Konrad Pfeffel
Junge Pferde - Paul Boldt
Gebt mir ein Roß... - Christian Morgenstern
Vogelschau - Stefan George
Amsel singt im Himmelssaal - Max Dauthendey
Die Amseln haben Sonne getrunken - Max Dauthendey
Die Schwalben, die abends im Äther spielen - Max Dauthendey
Die Nachtigall - Theodor Storm
Die Enten laufen Schlittschuh - Christian Morgenstern
Le faisan doré - der Goldfasan - Angeliier
L` albatros - Baudelaire

Der brave Strubel

Unser Hofhund, Strubel heißt er
ist gar lobesam;
nur die Ruhestörer beißt er,
denen ist er gram.

Ach, er liefe gern den Katzen
durch den Garten nach;
bellt auch gerne nach den Spatzen
auf dem Scheunendach.

Doch er muss darauf verzichten,
folgsam seinem Herrn;
denn er ist ein Hund mit Pflichten
und gehorcht wohl gern.

Wenn dann Väterchen ihm schmeichelt:
"hast es brav gemacht"
und das Kinn ihm gnädig streichelt,
ist's, als ob er lacht.

Und wie schön kann Strubel springen
und kann aufrecht gehn,
kann Verlornes wiederbringen
und kann Schildwach stehn!

Demut, Biedersinn und Treue
sind in ihm vereint,
und wir preisen stets aufs Neue
Strubel, unsern Freund.

Richard Dehmel, 1863-1920

 

Der Sperling und das Känguru

In seinem Zaun das Känguru
es hockt und guckt dem Sperling zu

Der Sperling sitzt auf dem Gebäude
doch ohne sonderliche Freude.

Vielmehr, er fühlt, den Kopf geduckt,
wie ihn das Känguru beguckt.

Der Sperling sträubt den Federflaus
die Sache ist auch gar zu kraus.

Ihm ist, als ob er kaum noch säße
Wenn nun das Känguru ihn fräße?!

Doch dieses dreht nach einer Stunde
den Kopf aus irgend einem Grunde,

vielleicht auch ohne tiefern Sinn,
nach einer andern Richtung hin.

Christian Morgenstern, 1871-1914

 

Die Gäste der Buche

Mietegäste vier im Haus
Hat die alte Buche.
Tief im Keller wohnt die Maus,
Nagt am Hungertuche.

Stolz auf seinen roten Rock
Und gesparten Samen
sitzt ein Protz im ersten Stock;
Eichhorn ist sein Namen.

Weiter oben hat der Specht
Seine Werkstatt liegen,
Hackt und zimmert kunstgerecht,
Daß die Späne fliegen.

Auf dem Wipfel im Geäst
Pfeift ein winzig kleiner
Musikante froh im Nest.
Miete zahlt nicht einer.

Rudolf Baumbach, 1842 - 1905

 

Drei Spatzen

In einem leeren Haselstrauch
Da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.
Der Erich rechts und links der Franz
und mittendrin der freche Hans.

Sie haben die Augen zu, ganz zu
Und obendr über, da schneit es, hu!
Sie rücken zusammen, dicht, ganz dicht.
So warm wie der Hans hat’s niemand nicht.

Sie hörn alle drei ihrer Herzlein Gepoch
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.

Christian Morgenstern, 1871-1914

 

Die Feder

Ein Federchen flog durch das Land;
Ein Nilpferd schlummerte im Sand.

Die Feder sprach: "Ich will es wecken!"
Sie liebte, andere zu necken.

Aufs Nilpferd setzte sich die Feder
Und streichelte sein dickes Leder.

Das Nilpferd sperrte auf den Rachen
Und musste ungeheuer lachen.

Joachim Ringelnatz, 1883-1934

 

Die Flamingos - Rainer Maria Rilke
Die Forelle - Christian Friedrich Daniel Schubart
Der Hund - Rainer Maria Rilke
Le chat - Charles Baudelaire - Die Katze
Le Petit Chat - Edmond Rostand
Hund und Katze - Wilhelm Busch
Schwarze Katze - Rainer Maria Rilke
Mauskätzchen - August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
The Lamb - William Blake
The Tyger - William Blake
Der Adler und der Papagey - Gottlieb Konrad Pfeffel
Der Panther - Rainer Maria Rilke
Der Känguruh - Friedrich Rückert
Karawane - Hugo Ball - Zug der Elefanten - dadaistisch
Der Schmetterling - Johann Wolfgang von Goethe
To a Butterfly - William Wordsworth
Nachtfalter - Max Dauthendey
Fledermäuse - Max Dauthendey
Die Fledermaus - Friedrich Rückert
Eine kleine Maskenwelt - Max Dauthendey
Die Scharen von mächtigen Raben - Max Dauthendey
Die Raben - Georg Trakl
The Raven - Edgar Allan Poe (Der Rabe)
Seepferdchen - Joachim Ringelnatz
Die Ameisen - Joachim Ringelnatz
Fuchs, du hast die Gans gestohlen - Ernst Anschütz
O Grille, sing - Max Dauthendey
Siebenschläfer - Paula Dehmel
Die Möwen sehen alle aus, als ob sie Emma hießen - Christian Morgenstern
An einen Frosch - Elisabeth Kulmann Елизавета Борисовна Кульман
Le grillon - Jean-Pierre Claris de Florian
Der schwarze Schwan - Leo Sternberg
Die singende Muschel - Francisca Stoecklin

Die Hunde (Elegie)

Es waren einmal zwei Hunde,
Wie war das Herz ihnen schwer!
Sie liefen wohl eine Stunde
Hintereinander her.

Sie hofften, in liebendem Bunde
Werd ihnen leicht und frei,
Und waren doch nur zwei Hunde,
Und keine Hündin dabei.

Das ist die soziale Misere,
Die Sphinx in der Hundewelt,
Daß man vom Hundeverkehre
Die Hündinnen ferne hält.

Die Hündinnen werden ja häufig
Gleich nach der Geburt ersäuft,
Und wird eine Hündin läufig,
Verhindert man, daß sie läuft.

Man läßt sie aus ihrem Kerker
Tag und Nacht nicht heraus;
Knurrend liegt Bella im Erker
Zu Füßen der Tochter vom Haus.

Lisettchen starrt in die Zeilen
Und zittert wohl mit den Knien,
Zuckt mit den Lippen bisweilen,
Und beide denken an ihn.

Wallt man im Familienvereine
Sonntags vors Tor hinaus,
Bella geht an der Leine
Zugleich mit der Tochter vom Haus.

Hier rücken heran die Studenten,
Dort naht sich Nero galant;
Wie wird von beiden Enden
Die arme Leine gespannt!

In einem Rudel Hunde
Kam schließlich man überein,
Es möge nun in der Runde
Jeder mal Hündin sein.

Das Auge, angstvoll, trübe,
Schweift ferne zum Horizont,
Als spräch's: Und das hat der Liebe
Himmlische Macht gekonnt.

Der kleine Fritz ging vorüber
Und sagte: Lieber Papa,
Sage mir doch, du Lieber,
Was machen die Hunde da?

Papa entgegnet: Das nennt man,
Darf dir nicht sagen wie;
An diesen Greueln erkennt man
Das lausige Hundevieh.

Frank Wedekind, 1864-1918


"Denn eine Schwalbe macht noch keinen Frühling und auch nicht ein Tag." [Aristoteles (384 v.Chr. - 322 v.Chr): Nikomachische Ethik, I 6. 1098a 18]
Wird meist als "Denn eine Schwalbe macht noch keinen Sommer" verwendet.

 

 

Siehe auch: