Das Gedicht "Auf der Wartburg" schrieb Albrecht Graf Wickenburg.
Ja, Herr Ludewig, der Springer,
 Tat das Klügste von der Welt,
 Als er Dich, Du Burg und Singer
 Auf den Thüringwald gestellt!
 Reich an Wild und reich an Erzen,
 War der Wald von je voll Klang,
 Und aus Deutschlands grünem Herzen
 Quoll der deutsche Minnesang!
 Wohl verstummt ist’s in dem Saale,
 Drin der Sängerkrieg gehaust,
 Doch die alten Burgportale
 Sind noch heute sangumbraust.
 Landgraf Hermann’s Angedenken
 Feiert jeder deutsche Mann,
 Der noch einen Becher schwenken
 Und ein Liedlein singen kann.
 Und wir pilgern noch in Wonnen
 Zu dem Blumengärtlein hin,
 Drin Herr Wolfram, schwer versonnen,
 Saß mit seiner Schreiberin.
 Manche Maid ging‘ ohne Zieren
 In die Laube noch zumal,
 Wollt‘ ein Solcher ihr diktieren
 Einen Ritter Parzival!
 Gruß auch Dir, Du Bretterstübel,
 Drin Herr Jörg mit ems’ger Hand
 Einst für die Lateinerbibel
 Wob ein deutsches Prachtgewand!
 Satan kam, ihn abzuschrecken,
 Doch verstand er keinen Spaß,
 Und er warf den allzu Kecken
 An den Kopf sein Tintenfass.
 Mächtig heut‘ am Turme drüber
 Schützt das Kreuz vor Teufelswerk,
 Und gar drohsam blinkt’s hinüber
 Zum verfehmten Hörselberg.
 Doch der alte sündenschwere
 Schaut so arglos heiter drein,
 Als ob nie ein Tanhusäre
 Zog dort bei Frau Venus ein.
 Mir bringt keine Teufelinne
 Und kein Engelskind Gefahr,
 Aber auf der Burg der Minne
 Wird auch mir ganz wunderbar.
 Segnend, meinen Maiweinbecher
 Schwenk‘ ich über Berg und Tal:
 Burg der Sänger, Burg der Zecher,
 Sei gegrüßt viel tausendmal! 
Albrecht Graf Wickenburg, 1839-1911
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