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Gedichte über die Zeit, zu den Tageszeiten, über Tag und Nacht

 

Du fragst, was ist die Zeit? und was ist Ewigkeit?
Wo hebt sich Ew`ges an, und hebet auf die Zeit?
Die Zeit, sobald du sie aufhebst, ist aufgehoben,
Wo dich das Ewige zu sich erhebt nach oben.
Die Zeit ist nicht, es ist allein die Ewigkeit.
Die Ewigkeit allein ist ewig in der Zeit.
Sie ist das in der Zeit sich stets gebärende,
Als wahre Gegenwart die Zeit durchwährende,
Wo die Vergangenheit und Zukunft ist geschwunden
In Gegenwart, da hast du Ewigkeit empfunden.
Wo du Vergangenheit und Zukunft hast empfunden
Als Gegenwart, da ist die Ewigkeit gefunden. - Friedrich Rückert, 1788-1866

Bild

Das Bild der Ewigkeit, die Schlange, die im Reif
Sich krümmt und mit dem Kopf sich beißet in den Schweif,
Mich wundert`s, wie sie nicht erkrankt und stirbt, verwundet
Vom gift`gen Biß, von dem nichts auf der Welt gesundet.
Sie sirbt in Wahrheit auch in jedem Nu davon,
Doch ist in jedem Nu auch neu geboren schon. - Friedrich Rückert, 1788-1866

Nie stille steht die Zeit,
der Augenblick entschwebt,
und den Du nicht genutzt,
den hast Du nicht gelebt. - Friedrich Rückert, 1788-1866

So wandelt sie, im ewig gleichen Kreise
Die Zeit nach ihrer alten Weise,
Auf ihrem Wege taub und blind,
Das unbefangne Menschenkind
Erwartet stets vom nächsten Augenblick
Ein unverhofftes seltsam neues Glück.
Die Sonne geht und kehret wieder,
Kömmt Mond und sinkt die Nacht hernieder,
Die Stunden die Wochen abwärts leiten,
Die Wochen bringen die Jahreszeiten.
Von außen nichts sich je erneut,
In Dir trägst Du die wechselnde Zeit,
In Dir nur Glück und Begebenheit. - Johann Ludwig Tieck, 1773-1853

Zeitmessung

Alte Uhr

Ist eine alte Uhr in Prag,
Verrostet das Werk und der Stundenschlag,
Verstummt ihre Stimme im Munde,
Zeigt immer die gleiche Stunde.

Doch täglich einmal, so tot sie sei,
Schleicht zögernd die Zeit an der Uhr vorbei,
Dann zeigt sie die richtige Stunde,
Wie die Uhren all' in der Runde.

Es ist kein Werk so abgethan,
Kommt doch einmal seine Zeit heran,
Daß es sein Wirken bekunde,
Kommt doch seine richtige Stunde. - Hugo Salus, 1866-1929

L`horloge - Charles Baudelaire
Sag mir, wer einst die Uhren erfund - Heinrich Heine
Die Sonnenuhr - Rainer Maria Rilke
Sei du der große Zeiger - Christian Morgenstern

 

Zeit und Mensch - Zeitbetrachtung

Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen;
mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen;
der Augenblick ist mein, und nehm ich den in Acht,
so ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht. - Andreas Gryphius, 1616-1664

 

Lied des Lebens

Flüchtiger als Wind und Welle
Flieht die Zeit; was hält sie auf?
Sie genießen auf der Stelle,
Sie ergreifen schnell im Lauf;
Das, ihr Brüder, hält ihr Schweben,
Hält die Flucht der Tage ein.
Schneller Gang ist unser Leben,
Lasst uns Rosen auf ihn streun.

Rosen; denn die Tage sinken
In des Winters Nebelmeer.
Rosen; denn sie blühn und blinken
Links und rechts noch um uns her.
Rosen stehn auf jedem Zweige
Jeder schönen Jugendtat.
Wohl ihm, der bis auf die Neige
Rein gelebt sein Leben hat.

Tage, werdet uns zum Kranze
Der des Greises Schläf' umzieht
Und um sie in frischem Glanze
Wie ein Traum der Jugend blüht.
Auch die dunkeln Blumen kühlen
Uns mit Ruhe, doppelt-süß;
Und die lauen Lüfte spielen
Freundlich uns ins Paradies.
- Johann Gottfried von Herder, 1744-1803

 

Zur Unvergäglichkeit fühlt sich der Mensch berufen,
Und so vergänglich doch ist alles, was wir schufen;
Und alles, was wir sind, ist ebenso vergänglich,
Doch in uns das Gefühl des Ew`gen unverdränglich.
Was ich gestrebt, vollbracht, gefunden und gedacht,
So ewig, wie ich selbst, ist es von Gott gemacht.
Mein Leben ist ein Schiff, den Strom hinab getrieben,
Dahinter keine Spur im Wasser ist geblieben.
Wer nach mir gleitet, weiß nicht, wer voran mir glitt;
Wer nach mir schreitet, fragt nicht, wer voran ihm schritt.
Wer nach mir streitet, ahnt nicht, daß ich vor ihm stritt;
Wer nach mir lediet, fühlt nicht, was ich vor ihm litt.
Wie seines Lebens Strauch erschüttert mancher Hauch,
Ist doch ihm unbewußt darunter meiner auch. - Friedrich Rückert, 1788-1866

 

Schicksals-Spruch

Unhemmbar rinnt und reißt der Strom der Zeit,
in dem wir gleich verstreuten Blumen schwimmen,
unhemmbar braust und fegt der Sturm der Zeit,
wir riefen kaum, verweht sind unsre Stimmen.
Ein kurzer Augenaufschlag ist der Mensch,
den ewige Kraft auf ihre Werke tut,
ein Blinzeln – der Geschlechter lange Reihn,
ein Blick – des Erdballs Werdnis und Verglut. — Christian Morgenstern, 1871-1914

Spruch des Konfuzius - Friedrich Schiller
To Time - George Gordon, Lord Byron
Die Zeit geht nicht - Gottfried Keller
Das Heute - Conrad Ferdinand Meyer
Wie langsam kriechet sie dahin... - Heinrich Heine

 

Die Zeit - Wie die Zeit vergeht - die Zeit anhalten...

Like as the waves make towards the pebbled shore - William Shakespeare
Stehe still! - Mathilde Wesendonck
Die Zeit - Christian Morgenstern

 

Zeitgeist

Der Zeitgeist - Friedrich Hölderlin

 

 

Siehe auch: