Dämmerstunde
Zwielicht - Joseph Freiherr
von Eichendorff
Dämmrung senkte sich von oben -
Johann Wolfgang von Goethe
Der Abend - Johann Christoph Friedrich
von Schiller
Abenddämmerung - Heinrich
Heine
Die Dämmerung - Alfred
Lichtenstein
Westliche Dämmerung -
Georg Trakl
Dämmerstunde - Theodor Storm
Soleil couchant - José-Maria
de Hérédia
abends
A Vespero
Die Sonne f ällt zur Erde. Gellend zerspringt ihr Licht. Dicht vor dem blauen Tempel rollt sie nieder. Die berstenden Strahlen jagen durch den Tempelhain.
Das Laub fliegt in braunroten Fetzen, geronnene Blutschlacken, triefende Purpurbrände. Alles rast durch die Bäume. Und die Bäume alle von unten in gequollenem Blut und stockend gründumpf. Gestalten in blauen Laken und in Scharlach ziehen zum Licht.
Helle Wege sickern wie Wasserl äufe unter den Bäumen, blasse blaue Marmorgötter
aus breiten flachen Rasenstufen die Anhöhe empor.
Grün, blau, rot splittert das Licht über dem Grase, und in kritzelndem Wirbel wie glühende Metallspäne in der Luft. Ein Schwefelhagel. Es prasselt aus der Sonne. Gellende Strahlstöße, fletschende Goldbrunst hochgeschleudert über den blauen Tempel, über den blutroten Hain. Eine Bläue von geweihten heiligen Düften quillt aus der Halle, aus öden Säulen schwüles samthaariges Weihrauchblau. Aber drau ßen die blutrote Ruhe im Hain steift sich gegen das tolläugige Licht. Das rasende Gelb verzerrt, rei ßt das stockende geronnene Schweigen nieder. Jede Grasspitze knistert, sticht Licht hoch. Rot, und Blau und ätzendes Grün.
Das rote Dunkel stöhnt im Laube, vesengt gekrümmt. Die Bäume in flatternde Fetzen gerissen, flachgepreßt.
Und das Licht prallt gegen die Stämme, und verzerrt das Geäst. Aber das Rot krampfhaft mit braunen r öchelnden Kräften und hemmend die gelbe Wut und die Gier. Von den Baumfratzen trieft Purpur. Der Rasen blutet. Und wundgeritzt, rotentzündet der Boden. Die Gestalten in blassem Blau und stierem Scharlach,
alle beugen sich vor dem Lichte, vor der Sonne, die auf die Erde gefallen. Die Duftbl äue raucht aus dem Tempelmarmor. Und das Blau der Tempelhalle beugt sich vor der Sonne. Das gewaltige Licht steht wie ein schmetternder Donner hochgeschwungen über allem, mit der Kraft berstender Tuben. Die Sonne opfert.
Inbrünstige Feuer knien vor dem Tempel, klammern an den Säulen. Auf goldroten Flügeln schwingt es hoch.
Ein Hallelujah aus brausenden Himmelsschlünden.
- Max Dauthendey, 1867-1918
Abendstimmung - circonspection -
Paul Verlaine
Abend - Ludwig Tieck
Abend -
Rainer Maria Rilke
Der Abend - Georg Heym
Zu Abend mein Herz - Georg
Trakl
Ein Abend - Georg Trakl
Immer dunkler - Georg Trakl
Abends, wenn ich schlafen geh` -
aus: Des Knaben Wunderhorn
Ein
Rudel kleiner Wolken - Max Dauthendey
Abendwolken - Ludwig Uhland
Abendständchen - Clemens
Brentano
Abendlied - Gottfried Keller
L`heure du berger - Paul Verlaine
Le Crépuscule du
soir - Charles Baudelaire
Le crépuscule est triste et
doux comme un adieu - François Coppée
Melancholie des Abends -
Georg Trakl
Träumerei am Abend -
Georg Trakl
Abendmuse - Georg Trakl
In den Abend - Alfred Lichtenstein
Siehe auch: