Das Gedicht "Morgenwanderung" schrieb Franz Emanuel August Geibel.
Wer recht in Freuden wandern will,
 Der geh' der Sonn' entgegen:
 Da ist der Wald so kirchenstill,
 Kein Lüftchen mag sich regen,
 Noch sind nicht die Lerchen wach,
 Nur im hohen Gas der Bach
 Singt leise den Morgensegen.
 Die ganze Welt ist wie ein Buch,
 Darin uns aufgeschrieben
 In bunten Zeilen manch' ein Spruch,
 Wie Gott uns treu geblieben;
 Wald und Blumen nah und fern
 Und der helle Morgenstern
 Sind Zeugen von seinem Lieben.
 Da zieht die Andacht wie ein Hauch
 Durch alle Sinnen leise,
 Da pocht an's Herz die Liebe auch
 In ihrer stillen Weise,
 Pocht und pocht, bis sich's erschließt
 Und die Lippe überfließt
 Von lautem, jubelndem Preise.
 Und plötzlich läßt die Nachtigall
 Im Busch ihr Lied erklingen,
 In Berg und Tal erwacht der Schall
 Und will sich aufwärts schwingen,
 Und der Morgenröte Schein
 Stimmt in lichter Glut mit ein:
 Laßt uns dem Herrn lobsingen! -
Franz Emanuel August Geibel, 1815-1884
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