Über die Sinne - Johann Wolfgang von Goethe
´Der Bühnenraum stellt das Gehirn des Menschen dar.
Lilafahle Dämpfe wühlend gewälzt um einen granitgrauen Wolkenkern.
Schütterndes Leuchten grüngolden, violettgolden weht in trüben Wolkengrüften.
Zuckende Flöten- und Violinlaute.
Die grauen Wolken ringen.
Sonnenweiß zerspringt das Gewölk.
Weiß, silberlila, silberrosig, blütenrauschend das Bild eines Frühlingsgartens.
Weiß üppig leuchtend aus dem graufahlen Kranz der Wolken.
Brausend der Gesang der Sinne.`
Gesang der Sinne
Lautweiße Brandlung loht,
Weiße Blütenlawinen,
Blank dampfen die Gärten.
In weißen Flocken versank Schlehengedorn,
Schwank licht in Caskaden Kirschblütenschaum,
Vom Pfirsichbaum rosige Quellen.
Citronengolden, in hellen Güssen,
Goldregen schwer,
Bleich Akaziendolden,
Bleich Syringentrauben,
Im Irismeer gleissen die Düfte,
Heiße kochende Bienenschwärme,
Purpurpochende Apfellauben,
Schallende Drosselsänge strählen
Silbern die wallenden Blütengänge,
Lallende Wärme der jungen Erde,
Laufeuchte Schatten matt niedergesunken,
Trunken in den weißen Blütenjuwelen
Wühlen brandblau die Himmelfunken. - Max Dauthendey, 1867-1918
DIE WELT DER SINNE UND WAHRNEHMUNG
Licht und Schatten
Licht
Licht, vom Himmel flammt es nieder,
Licht, empor zum Himmel flammt es;
Licht, es ist der große Mittler
Zwischen Gott und zwischen Menschen;
Als die Welt geboren wurde,
Ward das Licht vorangeboren,
Und so ward des Schöpfers Klarheit
Das Mysterium der Schöpfung;
Licht verschießt die heil'gen Pfeile
Weiter immer, lichter immer,
Ahriman sogar, der dunkle,
Wird zuletzt vergehn im Lichte. — August von Platen, 1796-1835
Himmlisches Licht -
Meister Eckhart
Geistes Licht - Friedrich Schlegel
A la lumière - Anatole France
Licht und Schatten - Sophie
Mereau
Blick ins Licht - Richard Dehmel
Der Schatten - Georg Trakl
-
Licht und Farbe
Licht und Farbe - bei Johann Wolfgang von Goethe und Isaac Newton
Bedeutung der Farben - Martin Opitz
Feuerfarb - Sophie Mereau
-
HÖREN
Die Welt der Töne: Sprache, Gesang, Musik
und Instrumente, Konzert
Heilige Stille - Clara
Müller-Jahnke
Voyelles
- (Vokale) - Arthur Rimbaud
Die Welt ist laut - Paul
Scheerbart
Die Töne - Ludwig Tieck
Die Äolsharfe in
der Ruine - Justinus Kerner
Der Gesang im Ofen - Justinus
Kerner
Musik - Rainer Maria Rilke
An die Musik - Rainer Maria Rilke
La musique - Charles Baudelaire
Ballade in g-Moll - Detlev
von Liliencron
Phantasie - Clemens Brentano
Simphonie - Clemens Brentano
Gemartert - Wilhelm Busch
Die Harfenjule - Theodor Fontane
-
GERUCH
Die Welt der Düfte
Der Duft - Rainer Maria Rilke
Le Flacon - Charles Baudelaire
Le Parfum - Charles Baudelaire
Mein Zimmer
duftet königlich fein - Max Dauthendey
Gerüche von wildem Rosenholz und von Maibirkenrinde - Max Dauthendey
Geruch der Walderde - Max Dauthendey
Max Dauthendey - Gedichte
über Düfte und Gerüche — und Vision von
Max Dauthendey, dem ´Farbendichter`, siehe auch: Synästhesie
-
SEHEN UND FÜHLEN
...aus den Römischen Elegien, V. Elegie
...
Aber die Nächte hindurch hält Amor mich anders beschäftigt;
Werd ich auch halb nur gelehrt, bin ich doch doppelt vergnügt.
Und belehr ich mich nicht? wenn ich des lieblichen Busens
Formen spähe, die Hand leite die Hüften hinab.
Dann versteh ich erst recht den Marmor, ich denk und vergleiche,
Sehe mit fühlendem Aug, fühle mit sehender Hand.
...
Johann Wolfgang v. Goethe
SYNÄSTHESIE
Über Synästhesie und Wahrnehmung im Goethezeitportal (www.goethezeitportal.de)
Synästhesie - eine besondere Form der Wahrnehmung, bei der durch einen einzelnen Sinnesreiz gleichzeitig mehrere Sinne angesprochen werden: z.B. können Gerüche gehört oder Töne gesehen werden; eine "Laune" der Natur. Menschen mit dieser Begabung sind meist sehr sensitiv und hochbegabt, nehmen ihre Umwelt etwas anders wahr, sind oft Individualisten, die "stillen Wasser", die kreativen Künstler und die "Praktiker", die eher im Hintergrund arbeiten, nicht nach Macht drängen.
-
-
Ce qui embellit le désert, c'est qu'il cache un puits quelque part...
Antoine de Saint-Exupéry
Siehe auch: