Geist und Schöngeist -
Friedrich Schiller
Über
Schönheit und Ästhetik - Friedrich Schiller
Der Ästhet - Christian
Morgenstern
Schönheit - Hugo von Hofmannsthal
An die Schönheit - Ernst
Stadler
Vergänglichkeit
der Schönheit - Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau
Widmung - Hugo von Hofmannsthal
La beauté - Charles Baudelaire
SCHÖNHEIT UND ZAUBER DER SINNE
Dem Weib gab Schönheit die Natur,
dem Manne Kraft, sie zu genießen,
ein Tor allein, ein Heuchler nur
sucht sich der Liebe zu verschließen!
Wohlan, so rett' ich gern dein Leben,
für deine Freiheit stürbe ich;
für dieses männlich schöne Streben
erwartet Glück und Freude mich!
Richard Wagner
Die Huldigung der Künste
Auszug, letzter Teil
Genius
Ich bin der schaffende Genius des Schönen,
Und die mir folget, ist der Künste Schaar.
Wir sind's, die alle Menschenwerke krönen,
Wir schmücken den Palast und den Altar.
Längst wohnten wir bei deinem Kaiserstamme,
Und sie, die Herrliche, die dich gebar,
Sie nährt uns selbst die heil'ge Opferflamme
Mit reiner Hand auf ihrem Hausaltar.
Wir sind dir nachgefolgt, von ihr gesendet;
Denn alles Glück wird nur durch uns vollendet.
Architektur
Mich sahst du thronen an der Newa Strom!
Dein großer Ahnherr rief mich nach dem Norden,
Und dort erbaut' ich ihm ein zweites Rom;
Durch mich ist es ein Kaisersitz geworden.
Ein Paradies der Herrlichkeit und Größe
Stieg unter meiner Zauberruthe Schlag.
Jetzt rauscht des Lebens lustiges Getöse,
Wo vormals nur ein düstrer Nebel lag;
Die stolze Flottenrüstung seiner Maste
Erschreckt den alten Belt in seinem Meerpalaste.
Skulptur
Auch mich hast du mit Staunen oft gesehen,
Die ernste Bildnerin der alten Götterwelt.
Auf einen Felsen – er wird ewig stehen –
Hab' ich sein großes Heldenbild gestellt;
Und dieses Siegesbild, das ich erschaffen,
Dein hoher Bruder schwingt's in mächt'ger Hand;
Es fliegt einher vor Alexanders Waffen,
Er hat's auf ewig an sein Heer gebannt.
Ich kann aus Thon nur Lebenloses bilden,
Er schafft sich ein gesittet Volk aus Wilden.
Malerei. Auch mich, Erhabne! wirst du nicht verkennen,
Die heitre Schöpferin der täuschenden Gestalt.
Von Leben blitzt es, und die Farben brennen
Auf meinem Tuch mit glühender Gewalt.
Die Sinne weiß ich lieblich zu betrügen,
Ja, durch die Augen täusch' ich selbst das Herz;
Mit des Geliebten nachgeahmten Zügen
Versüß' ich oft der Sehnsucht bittern Schmerz.
Die sich getrennt nach Norden und nach Süden,
Sie haben mich – und sind nicht ganz geschieden.
Poesie. Mich hält kein Band, mich fesselt keine Schranke,
Frei schwing' ich mich durch alle Räume fort.
Mein unermeßlich Reich ist der Gedanke,
Und mein geflügelt Werkzeug ist das Wort.
Was sich bewegt im Himmel und auf Erden,
Was die Natur tief im Verborgnen schafft,
Muß mir entschleiert und entsiegelt werden,
Denn nichts beschränkt die freie Dichterkraft;
Doch Schönres find' ich nichts, wie lang ich wähle,
Als in der schönen Form – die schöne Seele.
Musik
Der Töne Macht, die aus den Saiten quillet,
Du kennst sie wohl, du übst sie mächtig aus.
Was ahnungsvoll den tiefen Busen füllet,
Es spricht sich nur in meinen Tönen aus;
Ein holder Zauber spielt um deine Sinnen,
Ergieß' ich meinen Strom von Harmonien,
In süßer Wehmuth will das Herz zerrinnen,
Und von den Lippen will die Seele fliehn,
Und setz' ich meine Leiter an von Tönen,
Ich trage dich hinauf zum höchsten Schönen.
Tanz
Das hohe Göttliche, es ruht in ernster Stille,
Mit stillem Geist will es empfunden sein.
Das Leben regt sich gern in üpp'ger Fülle;
Die Jugend will sich äußern, will sich freun.
Die Freude führ' ich an der Schönheit Zügel,
Die gern die zarten Grenzen übertritt;
Dem schweren Körper geb' ich Zephyrs Flügel,
Das Gleichmaß leg' ich in des Tanzes Schritt.
Was sich bewegt, lenk' ich mit meinem Stabe,
Die Grazie ist meine schöne Gabe.
Schauspielkunst
Ein Janusbild lass' ich vor dir erscheinen,
Die Freude zeigt es hier und hier den Schmerz.
Die Menschheit wechselt zwischen Lust und Weinen,
Und mit dem Ernste gattet sich der Scherz.
Mit allen seinen Tiefen, seinen Höhen
Roll' ich das Leben ab vor deinem Blick.
Wenn du das große Spiel der Welt gesehen,
So kehrst du reicher in dich selbst zurück;
Denn, wer den Sinn aufs Ganze hält gerichtet,
Dem ist der Streit in seiner Brust geschlichtet.
Genius. Und Alle, die wir hier vor dir erschienen,
Der hohen Künste heil'ger Götterkreis,
Sind wir bereit, o Fürstin, dir zu dienen.
Gebiete du, und schnell, auf dein Geheiß,
Wie Thebens Mauer beider Leier Tönen,
Belebt sich der empfindungslose Stein,
Entfaltet sich dir eine Welt des Schönen.
Architektur. Die Säule soll sich an die Säule reihn.
Skulptur. Der Marmor schmelzen unter Hammers Schlägen.
Malerei. Das Leben frisch sich auf der Leinwand regen.
Musik. Der Strom der Harmonieen dir erklingen.
Tanz. Der leichte Tanz den muntern Reigen schlingen.
Schauspielkunst. Die Welt sich dir auf dieser Bühne spiegeln.
Poesie. Die Phantasie auf ihren mächt'gen Flügeln
Dich zaubern in das himmlische Gefild!
Malerei. Und wie der Iris schönes Farbenbild
Sich glänzend aufbaut aus der Sonne Strahlen,
So wollen wir mit schön vereintem Streben,
Der hohen Schönheit sieben heil'ge Zahlen,
Dir, Herrliche, den Lebensteppich weben!
Alle Künste
Denn aus der Kräfte schön vereintem Streben
Erhebt sich, wirkend, erst das wahre Leben.
Siehe auch:
Gedichte
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