Das Gedicht "Der Mohn" schrieb Ludwig Uhland.
Wie dort, gewiegt von Westen,
 Des Mohnes Blüte glänzt!
 Die Blume, die am besten
 Des Traumgotts Schläfe kränzt;
Bald purpurhell, als spiele
 Der Abendröte Schein,
 Bald weiß und bleich, als fiele
 Des Mondes Schimmer ein.
Zur Warnung hört ich sagen,
 Daß, der im Mohne schlief,
 Hinunter ward getragen
 In Träume schwer und tief
Dem Wachen selbst geblieben
 Sei irren Wahnes Spur,
 Die Nahen und die Lieben
 Halt' er für Schemen nur
In meiner Tage Morgen,
 Da lag auch ich einmal,
 Von Blumen ganz verborgen,
 In einem schönen Tal
Sie dufteten so milde!
 Da ward, ich fühlt es kaum,
 Das Leben mir zum Bilde,
 Das Wirkliche zum Traum.
Seitdem ist mir beständig,
 Als wär es nur so recht,
 Mein Bild der Welt lebendig,
 Mein Traum nur wahr und echt;
Die Schatten, die ich sehe,
 Sie sind wie Sterne klar.
 O Mohn der Dichtung! wehe
 Ums Haupt mir immerdar!
Ludwig Uhland, 1787-1847
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