Das Gedicht "Vergebliches Warten" schrieb Anna Ritter.
Hast den Weg doch sonst gefunden,
 War das Dunkel noch so dicht,
 Ruhlos schweifen meine Blicke:
 Warum, warum kommst du nicht?
Glühend nickt die Ros' am Zaune,
 In den Ulmen raunt es sacht,
 Und verirrte Mondenstrahlen
 Wandern suchend durch die Nacht.
Komm und lass uns Küsse tauschen,
 Keiner sieht uns, Keiner hört,
 Nur des Käuzchens scheue Seele
 Hat die Sehnsucht aufgestört.
Mit gespreizten Flügeln schwebt es
 Lautlos durch den schwülen Wald,
 In den Garten lausch' ich nieder,
 Ob im Kies dein' Schritt erschallt,
Durch die tiefen Schatten wink' ich
 Mit der blass geword'nen Hand,
 Müde, duftbetäubte Blüthen
 Streu ich über mein Gewand,
Meine beiden Arme breit ich
 Nach dir aus in stummer Qual.
 Doch kein Engel der Erlösung
 Schreitet tröstend durch das Tal. 
Anna Ritter, 1865-1921
Gedichte:
- Gedichte über das Leben
- Gedichte über den Mensch
- Gedichte über das Alter
- Naturgedichte
- Freundschaftsgedichte
 Gedichte
Gedichte Impressum
 Impressum Datenschutz
 Datenschutz