quid? non in species succedere quattuor annum
adspicis, aetatis peragentem imitamina nostrae?
nam tener et lactens puerique simillimus aevo
vere novo est: tunc herba recens et roboris expers
turget et insolida est et spe delectat agrestes;
omnia tunc florent, florumque coloribus almus
ludit ager, neque adhuc virtus in frondibus ulla est.
transit in aestatem post ver robustior annus
fitque valens iuvenis: neque enim robustior aetas
ulla nec uberior, nec quae magis ardeat, ulla est.
excipit autumnus, posito fervore iuventae
maturus mitisque inter iuvenemque senemque
temperie medius, sparsus quoque tempora canis.
inde senilis hiems tremulo venit horrida passu,
aut spoliata suos, aut, quos habet, alba capillos.
Wie, und siehest du nicht in vier abwechselnde Formen
Treten das Jahr, nachahmend den Gang von unserem Leben?
Saftreich ist es und zart, ganz ähnlich dem Alter des Knaben,
In dem erwachsenden Lenz. Dann strotzen die neuen Gewächse,
Kraft noch missend und Halt, und ergötzen mit Hoffnung den Landmann.
Dann blüht alles umher, und fröhlich im Schmelze der Blumen
Prangt das Gefild, doch fehlt noch festes Beharren dem Laube.
Tüchtiger geht nach dem Lenz nun über das Jahr in den Sommer,
Rüstigem Jüngling gleich; denn es ist kein anderes Alter
Reicher in Fülle der Kraft, keins heißer in drängendem Streben.
Danach folget der Herbst, der ohne das Feuer der Jugend
Reif dastehet und mild und zwischen dem Greis und dem Jüngling
Mäßig in Mitten sich hält, schon grau an den Schläfen gesprenkelt.
Schaurig mit wankendem Schritt kommt endlich der greisende Winter,
Völlig der Haare beraubt, und trägt er sie, weiß an dem Haupte.
Publius Ovidius Naso - Ovid, 43 v. Chr. bis ca. 17 n. Chr.
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