Das Gedicht "Schertz-lied" schrieb Benjamin Neukirch.
 Sind das nicht narren-possen?
 Mein vater hat beschlossen/
 Ich soll ein mägdgen freyn:
 Was aber kan auff erden
 Wohl völler von beschwerden
 Als junge männer seyn?
 Denn wie man seidne decken
 Gar selten ohne flecken
 Und ohne fehler findt/
 So ist die kuh auch immer
 Bey unserm frauen-zimmer
 Auff einem auge blind.
 Die schöne kehrt die feinde
 Durch schwäger zwar in freunde;
 Doch steht sie mir nicht an:
 Weil ich die tummen hörner
 So wenig/ als die dörner/
 Am kopffe leiden kan.
 Die garstigen/ die stincken/
 Und pflegen offt zu hincken/
 Ihr bestes ist das geld:
 Inzwischen gläntzt die stirne
 Wie eine faule birne/
 Die von dem baume fällt.
 Die klugen/ die befehlen/
 Und wollen stets erwehlen/
 Was man beginnen soll:
 Die tumme bleibt geschossen/
 Und macht mit ihren possen
 Das gantze zimmer voll.
 Die reichen sind nur prahler/
 Und schliessen ihre thaler
 In schwere kasten ein:
 Bey armen kans nicht fehlen/
 Sie müssen manches stehlen/
 Und männern untreu seyn.
 Die dicken seyn beschwerlich/
 Und zur geburt gefährlich:
 Drum mag ich auch nicht dran.
 Die armen wären besser/
 Nur daß man solche fresser
 Nicht wohl ernähren kan.
 Die fromme muß auff erden
 Der mägde närrin werden/
 Und bringet nur beschwer.
 Die bösen sind der teuffel/
 Und kommen ohne zweiffel
 Von seiner mutter her.
 Doch hänget manchem weibe
 Gleich nichts an ihrem leibe
 Von diesen fehlern an/
 So hat sie doch die tugend/
 Daß sie bey ihrer jugend
 Nicht viel verschweigen kan.
 Drum wer die narren-plagen
 Bey seinen jungen tagen
 Nicht bald erfahren will/
 Der meide nur zwey sachen/
 Die alles traurig machen;
 Ein weib und karten-spiel.
Benjamin Neukirch, 1665-1727
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