Der Tod.
WAs hilfft die gantze Welt / Mensch! deine Stunde schlegt!
Zwar eh`r als du vermeynt! doch wer muß nicht erbleichen?
Nun wird die Schönheit Rauch; nun muß die Tugend weichen /
Nun ist dein Adel Dunst / die Stärcke wird bewegt!
Hier fällt auff eine Baar der Hutt vnd Krone trägt
Hier feilt die grosse Kunst / kein Tagus schützt die Reichen.
Man siht kein Alter an / die gantz verstellte Leichen
(O Freunde! gutte Nacht!) wird in den Staub gelegt.
Du scheidest! gantz allein! von hier! / wohin! so schnelle!
Diß ist deß Himmels Bahn! die öffnet dir die Helle!
Nach dem der strenge Printz sein ernstes Vrtheil hegt.
Nichts bringst du auff die Welt / nichts kanst du mit bekommen:
Der einig’ Augenblick hat / was man hat / genommen.
Doch zeucht dein Werck dir nach / Mensch! deine Stunde schlägt.
Andreas Gryphius, 1616-1664
Gedichte:
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