Das Gedicht "Max und Moritz - Erster Streich" schrieb Wilhelm Busch.
Mancher gibt sich viele Müh 
   Mit dem lieben Federvieh: 
   Einesteils der Eier wegen, 
   Welche diese Vögel legen, 
   Zweitens, weil man dann und wann 
   Einen Braten essen kann; 
   Drittens aber nimmt man auch 
   Ihre Federn zum Gebrauch 
   In die Kissen und die Pfühle, 
   Denn man liegt nicht gerne kühle. 
Seht, da ist die Witwe Bolte, 
   Die das auch nicht gerne wollte.
Ihrer Hühner waren drei 
   Und ein stolzer Hahn dabei. 
   Max und Moritz dachten nun: 
   Was ist hier jetzt wohl zu tun? 
   Ganz geschwinde, eins, zwei, drei, 
   Schneiden sie sich Brot entzwei, 
   In vier Teile, jedes Stück 
   Wie ein kleiner Finger dick. 
   Diese binden sie an Fäden, 
   Übers Kreuz, ein Stück an jeden,
Und verlegen sie genau 
   In den Hof der guten Frau.
Kaum hat dies der Hahn gesehen, 
   fängt er auch schon an zu krähen: 
   Kikeriki, kikikerikih!! 
   Tak, tak, tak, da kommen sie!
Hahn und Hühner schlucken munter 
   Jedes ein Stück Brot hinunter;
Aber als sie sich besinnen, 
   Konnte keines recht von hinnen.
In die Kreuz und in die Quer 
   Reißen sie sich hin und her,
Flattern auf und in die Höh, 
   Ach herrje, herrjemine!
Ach, sie bleiben an dem langen, 
   Dürren Ast des Baumes hangen. 
   Und ihr Hals wird lang und länger, 
   Ihr Gesang wird bang und bänger,
Jedes legt noch schnell ein Ei, 
   Und dann kommt der Tod herbei.
Witwe Bolte in der Kammer 
   Hört im Bette diesen Jammer;
Ahnungsvoll tritt sie heraus: 
   Ach, was war das für ein Graus!
"Fließet aus dem Aug, ihr Tränen! 
   All mein Hoffen, all mein Sehnen, 
   Meines Lebens schönster Traum 
   Hängt an diesem Apfelbaum!"
Tiefbetrübt und sorgenschwer 
   Kriegt sie jetzt das Messer her, 
   Nimmt die Toten von den Strängen, 
   Daß sie so nicht länger hängen,
Und mit stummem Trauerblick 
   Kehrt sie in ihr Haus zurück.
Dieses war der erste Streich, 
   Doch der zweite folgt sogleich...
Wilhelm Busch, 1832-1908
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