Das Gedicht "Die Lindenwirtin" schrieb Rudolf Baumbach.
Keinen Tropfen im Becher mehr
   Und der Beutel schlaff und leer,
   Lechzend Herz und Zunge,
   Angetan hat's mir dein Wein,
   Deiner Äuglein heller Schein
   |: Lindenwirtin, du junge! :|
Und die Wirtin lacht und spricht:
   "In der Linde gibt es nicht,
   Kreid' und Kerbholz leider;
   Hast du keinen Heller mehr,
   Gib zum Pfand dein Ränzel her,
   |: Aber trinke weiter." :|
Tauscht der Bursch sein Ränzel ein,
   Gegen einen Krug voll Wein,
   Tät' zum Geh'n sich wenden.
   Spricht die Wirtin: "Junges Blut,
   Hast du Mantel, Stab und Hut,
   |: Trink und laß dich pfänden." :|
Da vertrank der Wanderknab'
   Mantel, Hut und Wanderstab,
   Sprach betrübt: "Ich scheide.
   Fahre wohl du kühler Trank,
   Lindenwirtin jung und schlank,
   |: Schönste Augenweide." :|
Spricht zu ihm das schöne Weib:
   "Hast ja noch ein Herz im Leib,
   Lass' es mir zum Pfande!"
   Was geschah, ich tu's euch kund:
   Auf der Wirtin rotem Mund
   |: Heiß ein andrer brannte! :|
Der dies neue Lied erdacht,
   Sang's in einer Sommernacht
   Lustig in die Winde.
   Vor ihm stand ein volles Glas,
   Neben ihm Frau Wirtin saß
   |: Unter der blühenden Linde :|
Rudolf Baumbach, 1840-1905
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