Daphne
Als liebeskühn Apoll auf ird'schen Fluren,
Der Wonnen achtlos vom olympschen Saal,
Mit seiner Leier nachgejagt den Spuren
Der schönen Nymphe seiner Wahl;
Entfloh sie, spröd' entrinnend, bis zum Ende,
Wie er auch nach auf langem Pfade irrt.
Und als er sie erhaschte – die Behende
In seinem Arm zum Lorbeer wird.
So auch verfolgt der Genius vergebens
Das Ideal, das sich sein Traum ersann;
Heil dem, der auf der Rennbahn dieses Lebens
Vor sich im Lauf es sehen kann!
Es gilt, beherzt – ob der Versuch auch eitel –
Daphne verfolgen bis zum Ziele weit:
Dann weht vielleicht auch einst um seinen Scheitel
Der Lorbeer der Unsterblichkeit!
Louise Victorine Ackermann , 1813-1890
Gedichte:
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