Marianne von Willemer (1784 - 1860), auch bekannt als Marianne Jung, war eine österreichische Schauspielerin und Tänzerin, die vor allem für ihre Beziehung zu Johann Wolfgang von Goethe und ihre Erwähnung in seinen Gedichten bekannt ist.
Siehe auch die bekanntesten Gedichte von Marianne von Willemer.
Als sie 14 Jahre alt war, zog ihre Mutter mit ihr nach Frankfurt, wo Marianne im Theater auftrat und heiratete anschließend den erneut verwitweten Bankier Johann Jakob von Willemer, einen engen Freund von Johann Wolfgang von Goethe.
Die beiden begegneten sich in den Jahren 1814 und 1815 und Goethe verewigte sie im Buch "Suleika" seines Spätwerks "West-östlicher Divan" (erschienen 1819, erweitert 1827).
Unter den zahlreichen Musen Goethes war Marianne die einzige Mitautorin eines seiner Werke, denn der „Divan“ enthält auch – wie erst postum bekannt wurde – einige Gedichte aus ihrer Feder.
Leben
Marianne war die Tochter der Schauspielerin Elisabeth Pirngruber, die vier Jahre nach der Geburt des Kindes den Theaterdirektor Joseph M. Georg Jung heiratete, der Marianne seinen Nachnamen gab. Marianne erhielt eine Privatausbildung, die Schauspiel- und Ballettunterricht umfasste. Sie begann mit acht Jahren zu schauspielern und mit neun spielte sie bereits die Hauptrolle in einer Show in einem Theater in Bratislava.
Johann Jakob Willemer
Ab 1798 arbeitete Marianne in Frankfurt als Schauspielerin und hatte sofort großen Erfolg beim Publikum. In Frankfurt lernte sie auch Johann Jakob Willemer (1760 - 1838) kennen, einen Bankier, der kurz zuvor zum Theaterdirektor gewählt worden war, bereits zweimal verwitwet war und fünf Kinder hatte. Willemer bot an, die sechzehnjährige Marianne zu adoptieren und sie gemeinsam mit seinen Töchtern zu erziehen. Am 25. April 1800 stand Marianne zum letzten Mal auf der Bühne. Obwohl sie Unterricht in Gitarre, Klavier und Gesang sowie Zeichnen, Latein und Fremdsprachen nahm, nahm sie ihre Karriere als Schauspielerin nie wieder auf.
Marianne liebte ihren Gönner Johann Jakob Willemer offenbar nicht. Obwohl dieser sich möglicherweise mehr Zuneigung versprochen hatte, ließ er sich nicht davon abbringen, Marianne weiter zu fördern. Nachdem die fast 30-jährige Marianne mit Willemer bereits seit 12 Jahren in dessen Hause lebte kam es im September 1814 zur juristischen Legitimierung durch Heirat. Wohl auch um wilden Spekulationen in der Frankfurter Gesellschaft zu entgehen.
Johann Jakob Willemer erlitt 1836 im Alter von 77 Jahren einen Schlaganfall. Marianne pflegte ihn in den letzten beiden Jahren seines Lebens bis zu seinem Tod im Jahr 1838 und überlebte ihn um 22 Jahre.
Sie bezog eine Wohnung und gab Klavier- und Gesangsunterricht. Sie pflegte Kontakte zu Künstlern und unterstützte diese bei ihrer Arbeit: so vermittelte er beispielsweise den Verkauf der Kunstsammlung der Brüder Melchior und Sulpiz Boisserée für 240.000 Gulden an den bayerischen König, die den Kern der Alten Pinakothek in München bildete.
Marianne von Willemer starb am 6. Dezember 1860 im Alter von 76 Jahren an einem Herzinfarkt und wurde in der Familiengruft der Andreaes auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beigesetzt.
Johann Wolfgang von Goethe
Als Goethe sich 1814 in Wiesbaden aufhielt, lernte er bei einem Besuch seines Freundes Johann Jakob Willemer auch Marianne kennen. In den folgenden Monaten begann ein regelmäßiger Briefwechsel zwischen ihm und Marianne. 1815 blieb er einen weiteren Monat bei den Willemers, wo er hauptsächlich an dem West-Ost-Divan arbeitete, den er im Vorjahr begonnen hatte und der 1819 erstmals veröffentlicht wurde.
In diesen Tagen, in denen man Spaziergänge unternahm – „Erst über die Brücke dann zum Carlsthor. Den Neckar aufwärts.“, wie Goethe notierte – entstanden weitere Divan-Gedichte, darunter Goethes Ode Wiederfinden, die mit den Versen „Ist es möglich. Stern der Sterne / Drück ich wieder dich ans Herz“ beginnt. Der 27. September 1815 war der letzte Tag, an dem sich die beiden trafen, sie sahen sich danach nie wieder.
Aus dem darauf folgenden Briefwechsel, der bis zu Goethes Tod andauern sollte, nahm Goethe einige Verse Mariannes in den Divan auf.
Für Goethe war es das einzige Mal in seinem Leben und Werk, dass eine Frau Mitschöpferin seiner Dichtung wurde. Marianne von Willemer war nicht nur das Vorbild der Suleika, Goethe ließ zudem drei ihrer Gedichte in sein Werk einfließen:
- Hochbeglückt in deiner Liebe (Titel im Buch Suleika: Suleika)
- Was bedeutet die Bewegung (Ostwind)
- Ach, um deine feuchten Schwingen (Titel im Buch Suleika: Westwind)
Sowohl Goethe als auch Marianne schwiegen über die wahre Urheberschaft von Mariannes Anteil. Sie wurde erst postum bekannt durch den Germanisten Herman Grimm (den Sohn Wilhelm Grimms), dem sich Marianne kurz vor ihrem Tod anvertraut hatte.