Gedichte Licht-Schatten-Farben-Sinne-Wahrnehmung

hingen. Das grelle Haus aber über dem Gartenplatz war wie ein Spuk, vor dem die Mädchen flohen und immer noch weiter entfliehen wollten. Sie wußten noch nicht, daß ein einziges Netz von Sehnsucht sie alle gefangen hielt. – Nachdem ich diese Munchschen Landschaften lebhaft erlebt hatte, wurde der Gedanke, den schwedischen Schriftsteller Ola Hanson zu besuchen und vielleicht mein Schicksal mit den in fernen Nebeln versunkenen Küsten des Nordens verbinden zu lassen, immer kräftiger in mir. Und als ich einige Monate später – nachdem ich oft als Gast im Hause Ola Hansons aus- und eingegangen war – mit einem jungen schwedischen Schriftsteller bekannt wurde, kam mir nichts erwünschter als die Aufforderung desselben, mit ihm sein Vaterhaus an der schwedischen Westküste zu besuchen. Jenes jungen Schweden Vater war Oberprediger, und ich konnte bei seiner Mutter im Pfarrhause Pension erhalten, da sie im Sommer immer Pensionäre, meist aus der Stadt Gothenburg, bei sich habe. Ehe sich aber für mich diese Gelegenheit fand, zum erstenmal nach den nordischen Ländern zu kommen, hatte ich vorher in Berlin einige geistige Erlebnisse, die von wichtigem Einfluß auf meine Weiterentwicklung waren. Diese Ereignisse waren das Zusammentreffen mit zwei bedeutenden Zeitgenossen, mit dem Dichter Richard Dehmel und dem Dichter Stefan George. Als ich im Herbst 1892 nach Berlin gekommen war, hatte ich noch keine Ahnung vom Erdendasein dieser beiden jungen Dichter. Das war auch nicht gut möglich, denn ihre Namen fingen eben erst an, in die Öffentlichkeit zu treten, und noch nicht einmal in die breitere Öffentlichkeit; sie wurden damals erst in den Kreisen der jüngsten Schriftsteller genannt. Ich, der ich damals schon keine Gedichte mehr schreiben wollte, aus den früher genannten Gründen, und mich ganz der Entwicklung eines neuen Prosastiles gewidmet hatte, las auch in der neuen Zeitschrift «Die freie Bühne», die damals in Berlin erschien, nur selten Gedichte. Und da ich noch nicht mit Literaten verkehrt hatte, waren mir Dichter, die Gedichte schrieben, kaum dem Namen nach bekannt. Ich kannte nur aus jener Zeitschrift neue Dramatiker und Romanschriftsteller. Ola Hanson hatte mich in Berlin an den polnischen Schriftsteller Przybyszewski empfohlen, und dieser sagte mir eines Tages, er habe

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