Gedichte Licht-Schatten-Farben-Sinne-Wahrnehmung

Und darüber: über das blaue Wasser Silbern ein Schwan. Silbern die Reflexe von Wolken, Duftleer, schneekühl. In das Blau, In das Silber Ragt der gelbaschige Kopf des Ertrunkenen. Und der Schwan zieht reglos vorbei, Reglos die Reflexe der Wolken. Max Dauthendey, 1877-1918 Max Dauthendey über Edward Munch und die Entstehung des Gedichtes "Vision": In Berlin war in den ersten Jahren der neunziger Jahre eine große nordische Bewegung im Gang. Ibsen belebte die Theater. Björnson wurde uns näher bekannt. Strindberg war nach Deutschland gekommen. Außerdem machten die Bilder des jungen norwegischen Malers Munch einen verblüffenden Eindruck auf die Berliner Akademie. Ein Akademieprofessor hatte auf einer norwegischen Reise von den Arbeiten Munchs in Christiania gehört und den jungen Künstler aufgefordert, in der Berliner Akademie eine Ausstellung zu veranstalten. Als aber Munch seine Bilder im darauffolgenden Herbst sandte und die Sendung in der Akademie ausgepackt werden sollte, wurden die anderen Akademieprofessoren, die bei der Öffnung der Kisten anwesend waren, dermaßen erschrocken über die neue Malart des Norwegers, daß sie nicht einmal die Bilder auspacken lassen wollten, den Saal zur Ausstellung verweigerten und so dem Gaste, den sie eingeladen, schmählich die angebotene Gastfreundschaft kündigten. Der Norweger aber wußte sich zu helfen und wußte sich zu rächen. Er mietete Ecke der Leipziger und Friedrichstraße, also an der damals verkehrsreichsten Stelle der Hauptstadt, einen in dem ersten Stockwerk eines Prachtgebäudes leerstehenden großen Ladenraum, ließ seine Bilderkisten dorthin bringen und stellte die ganze Sendung auf eigene Faust dort aus. Natürlich wollte Berlin den Maler sehen, den die Berliner Akademie ein- und ausgeladen hatte. Die Berliner Zeitungen brachten lange Spalten für und gegen Munchs neue nordische Malerei, die alle Überlieferungen übersprungen hatte, die nicht

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