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Duft Duft Duft

Rosenduft

Weinrot brennen Gewitterwinde.
Purpurblau der Seerand.
Hyazinthentief die ferne Küste.
Ein Regenbogen veilchenschwül
Schmilzt durch weihrauchblaue Abendwolken.
Im Taudunkel lacht
Eine heiße Nachtigall.

Kommt durch das Fenster der Rosengeruch

Als zärtlich lieblicher Besuch
Kommt durch das Fenster der Rosengeruch;
Geht mitten unter die Tagessorgen
Und zeigt auf die wirkenden Gärten im Morgen.
Mir ruht die Arbeit kurz still in der Hand.
Auch Sorg`lebt mit Rosen eng Wand an Wand,
Denk`ich, und fühle mein Blut versüßt,
Als ob mich im Geist ein Geist warm küßt,
Der mich von meiner Liebsten grüßt.

Morgenduft

Schwergebogen nasse Äste,
Trübe Aprikosenblüten.
Unter tiefen Wolken schleichen
Feuchte Wege.

Aschenweiche tiefe Wälder,
Kahle, perlenmatte Fjorde.
Kaltes Schilf.  Auf glasigem Grunde
spielen scheue Rosenmuscheln.

Maienhölzergerüche begleiten die Abendluft, die linde

Gerüche von wildem Rosenholz und von Maibirkenrinde,
Maienhölzergerüche begleiten die Abendluft, die linde,
Und sind wie die Gespielen der Blättergewinde,
Geruch der harzigen Fichtentriebe, der hellen,
Der Weichselgeruch und der Duft von Schlehblütenzellen.
Über die Gräser der Hügel an allen Stellen bergauf, bergab,
Kommen die Bäume zu dir durch die Luft von weitem schon,
Als zögen sie atmend am Wanderstab
Verliebt in alle Welt davon.

Resedaduft

Lilakühl das Schweigen nach dem Regen.
Blaue Winde fließen über dunkle Ackerfurchen.
Im lichtgrünen Himmelskelch
Öffnet sich der erste Stern.

Regenduft

Schreie. Ein Pfau.
Gelb schwankt das Rohr.
Glimmerndes Schweigen von faulem Holz.
Flüstergrün der Mimosen.

Schlummerndes Gold nackter Rosen
Auf braunem Moor.
Weiße Dämmerung rauscht in den Muscheln.
Granit blank, eisengrau.

Matt im Silberflug Kranichheere
Über die Schaumsaat stahlkühler Meere.

Jasmin

Wachsbleich fließt die Sommernacht.
Auf erddunkeln faulen Lachen
Bleisüß rosigblaue Irishäute.
Wetterleuchten, Schwefelgrün, in Splittern.
Eine weiße dünne Schlange sticht
Züngelnd nach dem blauen Mond.

Faulbaumduft

Weiß der Park, ein Korallenhain.
Eisfäden schneiden den See.
Grün gleißen Pfauen im Sternenschein
Auf ätherblauem Schnee.
Scharfblanke Höhlen,
Goldätzend in Helle.
Auf hyazinthener Schwelle
Brütet scharlachen ein Mond.

Meerwassergeruch

Ein Blau aus fliehenden Wäldern
Sengend, nachtheiß.
In hohler Weite schneidend weiß.
Sand bis zum Erdrand.
Wolkenschatten in schwarzbleichem Zug,
Stumme Geier in lohendem Flug,
Röchelnde Stille.
Gelb zücken die Lüfte.
Fern Donner
Blutet schwarzrot
Durch eisige Klüfte.

Max Dauthendey, 1867-1918

Duft Duft Duft

 

 

 

 

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