Das Gedicht "Maylied" schrieb Ludwig Christoph Heinrich Hölty.
Maylied (I)
Willkommen liebe Sommerzeit,
Willkommen schöner May,
Der Blumen auf den Anger streut,
Und alles machet neu.
Die Vögel höhen ihren Sang,
Der ganze Buchenhayn
Wird süßer, süßer Silberklang,
Und Bäche murmeln drein.
Roth stehn die Blumen, weiß und blau,
Und Mädchen pflücken sie,
Bald auf der Flur, bald auf der Au,
Ahi, Herr May, Ahi!
Ihr Busen ist von Blümchen bunt,
Ich sah ihn schöner nie,
Es lacht ihr rosenrother Mund,
Ahi, Herr May, Ahi!
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Maylied (II)
Grün wird Wies' und Au,
Und der Himmel blau;
Schwalben kehren wieder,
Und die Erstlingslieder
Kleiner Vögelein
Zwitschern durch den Hain!
Seit der Winter wich,
Freuet Liebe sich;
Lebt und webt im Grünen,
Seit der May erschienen;
Malt die Blumen bunt,
Roth des Mädchens Mund.
Weht, wie Mädchenhauch,
Aus dem Blüthenstrauch,
Durch des Jünglings Seele;
Gießt, o Philomele,
Deine Zaubereyn
Durch den Abendhain!
Jeder Wipfel girrt!
Seht! der Tauber schwirrt
Um sein liebes Täubchen!
Wählt euch auch ein Weibchen,
Wie der Tauber thut,
Und seyd wohlgemuth!
Ludwig Christoph Heinrich Hölty, 1748-1776
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